Brauchtum und Blütenkunst am 59. Narzissenfest

Das Ausseerland hat wieder die Blütenpracht der Narzisse gefeiert. Das 59. Narzissenfest lockte rund 40.000 Besucher in die Region - allein für die beiden Korsos am Sonntag reisten 20.000 Menschen an.

Bei strahlend schönem Wetter ging heuer das Narzissenfest im Ausseerland über die Bühne. Neben Tieren wie einem Waschbär, einem Hund oder einer Eule wurden auch fiktive Charaktere wie „Olaf“ aus dem Film „Die Eiskönigin“ oder „Die blaue Elise“ aus der Zeichentrickserie „Der rosarote Panther“ sowie andere Narzissenfiguren zur Schau gestellt.

Von der Idee zur Narzissenfigur

„Man hat das ganze Jahr über die Augen offen und schaut, was aktuell ist. Comicfiguren werden immer gerne genommen – und dann entwickelt es sich einfach durchs Reden“, so Franz Loitzl, einer der Korsoteilnehmer. Ein ausgedrucktes Bild dient zumeist als Vorlage für die Figur. Die Objekte von Loitzl und seinen Kollegen - wie der Hund „Idefix“ von Asterix und Obelix im Vorjahr, ein Trompetenkäfer oder die „Schlümpfe“ - sind stets unter den Top drei der Jurywertung.

"Die blaue Elise" von der rosarote Panther

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„Ameisenbärdame Elise“ von Franz Loitzl und Thomas Feldhammer

Waschbär und „Schafidel“ Eule als Korsogewinner

Mehr als 20 Narzissenfiguren warteten am Sonntag darauf, von der Jury zur schönsten Narzissenfigur gekürt zu werden. Die Jurymitglieder vergeben nach Kriterien wie Dichte, Präsentation oder Gesamteindruck die Punkteanzahl; ein weiteres Kriterium, nämlich der Narzissenanteil, wurde heuer aufgrund der mageren Narzissenernte nicht bewertet - der Großteil der Narzissen blühte bereits vor zwei Wochen.

"Schafidel" Eule Narzissenfest

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Beim Stadtkorso ging der erste Platz an die Waschbärfigur von Martin Hillbrand und Hintenkogel Huettlpass, die Eule „Schafidel“ von den Familien Freller und Pucher erhielt den zweiten Platz und die „Ameisenbärdame Elise“ von Franz Loitzl und Thomas Feldhammer den dritten Platz. Im Bootskorso, der separat vom Stadtkorso bewertet wird, kürte die Jury die Eule als Sieger, gefolgt von der „Ameisenbärdame Elise“ an zweiter Stelle und den Waschbär als drittplatzierte Narzissenfigur.

Waschbärfigur Narzissenfest

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Späte Blütenpracht

„Durch die hohen Temperaturen von Anfang April weg, sind wir jetzt eigentlich am letzten Abdruck dran gewesen. Nächste Woche hätten wir keine Narzissen mehr“, meint Franz Loitzl. In den Tagen vor dem Fest war der Korsoteilnehmer mit seinen Helfern an den verschiedensten Plätzen unterwegs, um genügend Narzissen für seine Figur zu finden. Damit die Narzissenfiguren in vollem Blütenkleid erstrahlen können, griffen die Korsoteilnehmer heuer auch auf andere Blumenarten wie Margeriten zurück.

Engagement von über 650 Stunden

Für den Figurenbau werden rund 150 Stunden aufgebracht – das Pflücken und Stecken nimmt dann noch einmal um die 500 Stunden in Anspruch. Gepflückt wird knapp vor dem Bewerb, damit die Narzissen möglichst frisch sind. Gesteckt werden die Blüten, es sollten zwei bis drei Narzissen pro Loch sein, bis kurz vor dem Fest, so Korsoteilnehmer Franz Loitzl: „Es ist schon passiert, dass wir gerade noch rechtzeitig für den Korso fertig geworden sind.“

Narzissen stecken

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Jung und Alt, Freunde und Bekannte helfen jedes Jahr zusammen, um die Narzissenfigur rechtzeitig fertigzustellen: „Der Zusammenhalt und das Zusammenkommen von Bekannten und Freunden, die man unter dem Jahr nicht so oft sieht motovieren,“ erzählt einer der fleißigen Helfer.

„Narzissendeuten“

Auch die einheimischen Kinder haben am Sonntag des Narzissenfests alle Hände voll zu tun. „Meine Cousinen und ich stehen dann auf der Bundesstraßen und jeder der vorbeikommt kann für eine freiwillige Spende einen Bund Narzissen kaufen“, so ein Mädchen. Sie habe die Tradition von ihrer Mutter übernommen, die das früher mit ihren Schwestern gemacht hat, erzählt sie stolz: „Bei uns sagt man zum Winken ‚Deuten‘, deswegen heißt das bei uns ‚Narzissendeuten’“, klärt ein Einheimischer auf.

Fest mit Tradition

Das erste Narzissenfest startete bereits in den 60er-Jahren mit einem Autoumzug mit rund 72 geschmückten Fahrzeugen; auch die Wahl der Narzissenkönigin und ihrer beiden Prinzessinnen mittels käuflich erwerbbarer „Herzerl“ war bereits fixer Bestandteil des Festes. Wenige Jahre später kam dann der Bootskorso dazu. Damals wie heute ist es ein Fest der Auseer Bevölkerung - jeder hilft aktiv mit, um ein unvergessliches Fest zu ermöglichen.

Sendungshinweis:

„Guten Morgen, Steiermark“, 4.6.2018

Die Blume dahinter

Wie der Name schon sagt, dreht sich beim Narzissenfest alles um die Narzisse - genauer gesagt um die Stern-Narzisse. Der Frühlingsblüher fühlt sich im Ausseerland aufgrund des dortigen Klimas besonders wohl, und von Mitte Mai bis Mitte Juni verwandeln sich die Wiesen und Weiden regelrecht in „Narzissenwiesen“. Übrigens: Da sich die Narzisse durch ihre Samen und Brutzwiebeln weiter vermehrt, wirkt sich das jährliche Pflücken nicht negativ, sondern sogar positiv aus, da die Pflanze dadurch zur vegetativen Vermehrung angeregt wird.

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