„La Strada“ macht Graz wieder zur Bühne

Das Straßentheaterfestival „La Strada“ verwandelt Graz auch heuer wieder in eine einzige große Bühne. Im Jahr der Fußball-WM spielen dabei auch drei Kick-Inszenierungen eine Rolle.

Seit mehr als 20 Jahren erfüllt „La Strada“ Graz und die Steiermark mit Theaterzauber. Heuer präsentiert das internationale Festival für Straßenkunst und Figurentheater von 27. Juli bis 4. August 27 Produktionen, es nehmen 274 Künstler in 29 Künstlergruppen aus zwölf Nationen teil.

Ein gutes Dutzend neu

Laut Festivalleiter Werner Schrempf seien ein gutes Dutzend der heurigen Produktionen neu - einige davon ausgesprochen Graz-spezifisch, und sechs österreichische Entwicklungen.

"La Strada"

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22 Körper erzählen faszinierende Geschichten: Schon die Eröffnungsproduktion der französischen „Compagnie XY“ setzt in der Grazer Oper physikalische Gesetze scheinbar außer Kraft. Akrobatik, Theaterkunst und Bühnenpoesie über Nationengrenzen zeigt einmal mehr: „La Strada“ macht die Stadt zu seiner Bühne.

Stimmen aus Europa

Ein weiteres Projekt ist „Foreign Tongues“ von Liquid Loft: Das international agierende Kollektiv aus Wien wird das gesprochene Wort in den Burghöfen in Bewegungssprache übersetzen, aber nicht in Gestik, sondern in die dritte Ebene, mit choreografischen Mitteln.

Die Stimmen dazu stammen aus verschiedenen Regionen in Europa, von 100 Personen in 30 Sprachen und Dialekten: Dialekt und Slang seien laut Liquid Loft „näher am Körper, damit identifiziert man sich“. Die Performer können über MP3-Player die unterschiedlichen Sprachen immer wieder ansteuern, sie reagieren auf Rhythmus, Dynamik, Klangfarbe der Worte. Unter den Sprachen ist auch der Dialekt von Prekmurje, dem Übermurgebiet, gleich jenseits der steirischen Grenze.

Mechanische Spechte in der Stadt

„The Woodpecker“ von Marco Barotti setzt kleine mechanische Spechte auf Straßenschilder und Laternenmasten. Sie reagieren laut Schrempf auf ihre Umwelt und wandeln elektromagnetische Strahlungen in der Stadt in Klopfgeräusche um - dies soll den Rhythmus der Stadt hörbar machen. Ein Ort wird die Tennenmälzerei in Reininghaus sein: „Es geht darum, den Ort auszuloten, die Spechte werden das für uns übernehmen“, so Schrempf.

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Schlafwandlerisch sichere Körperbeherrschung

Die Freerunner der französischen La Fabrique Royale gastieren mit „Zero Degre“ im Grazer Messequartier und überwinden scheinbare urbane Hindernisse mit schlafwandlerisch sicherer Körperbeherrschung. „Architekt Markus Pernthaler hat mich in die Siedlung geführt, wir haben das 2017 erkundet. Die Freerunner benützen die Stadt in einer anderen Form“, sagte Schrempf.

Straßenoper mit jungen Flüchtlingen

Ein weiteres Projekt in einer Wohnsiedlung realisieren axe Graz mit „Seppi: Das Kind, das nicht aufhörte zu wachsen“: Es handelt sich dabei um eine Straßenoper, welches mit jungen Flüchtlingen umgesetzt wird. Das Libretto stammt von Fiston Mwanza Mujila, dem ehemaligen Grazer Stadtschreiber aus dem Kongo, der nie seine Bindung an die Stadt verloren hat; komponiert von Patrick Dunst, wird „Seppi“ mit zwei Opernstimmen aufgeführt: „Wir haben Elitäres aus der Oper in den Innenhof gesetzt, in der Theodor-Körner-Straße, die Leute dort mobilisiert, die nun chorisch als Darsteller ein Projekt mit entwickelt haben“, so Dunst. Schrempf: „Ideal. Die Künstler haben den Kontakt zu den Bewohnern hergestellt.“

Philharmonie in der Wohnsiedlung

Das „Grand Ensemble“ von Pierre Sauvageot und Lieux Publics & Cie sowie das Philharmonische Orchester Graz spielen in der Wohnanlage Hirtenkloster mit dem Doppelsinn der Worte: Der Projekttitel bedeutet sowohl großes Orchester als auch große Wohnsiedlung.

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„Fooootballll“

Auch wenn die WM schon vorbei ist, so werden u.a. mit „Fooootballll“ von Veronika Tzekova auch drei Fußball-Projekte geboten: An einer legendären Grazer Sportstätte - in der „Gruabn“ - spielen vier Teams auf vier Tore und zwei Spielachsen. Die Teams bestehen aus Grazer Politikern, Kunstschaffenden, Migranten und Medienvertretern, dazu zwei Kommentatoren und eine Band, die spielt.

Sendungshinweis:

„Radio Steiermark-Sommerzeit“, 27.7.2018

Die Compagnia Vero Cendoya inszeniert „La Partida“ am Concordia-Sportplatz in der Ragnitz - mit Band, fünf Tänzern, fünf Fußballspielern, einem Schiedsrichter und ganz eigenen Regeln und unerwarteten Choreografien.

„Der Papierene“

Unter dem Dach des Orpheums spielt Improbable „The Paper Man“ - „der Papierene“ - über den Kapitän des legendären Wunderteams, Matthias Sindelar, der beim „Anschlussspiel“ 1938 für die angeschlossene „Ostmark“ gegen die Reichsdeutschen zwei Tore entgegen der Vereinbarung geschossen hatte und der zehn Monate später tot aufgefunden wurde.

Kostprobe von Steinbauer & Dobrowsky

Das steirische Performance-Tausendsassa-Duo Steinbauer & Dobrowsky lässt das Publikum probeweise von seiner nächstjährigen Uraufführung 2019 kosten: Mit Eddie Luis and his Jazz Passengers in „Storyville - The Big Easy in Graz“ gibt es am 2. August einen öffentlichen Probenparcours, mit einer Marching Band a la New Orleans in der Griesgasse, die dann auch in die dortigen Innenhöfe geht.

Auch in Stainz, Weiz und Leibnitz

Neben den Veranstaltungen in Graz wird es auch noch Auftritte in Stainz, Weiz und Leibnitz geben. Neun Tage „La Strada“, neun Tage für Körper und Geist, Erinnerungen, Visionen, Bewegung, Emotion - von 27. Juli bis 4. August in Graz und der Steiermark.

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