Der Weg des Jörg Dulsky

Wandern erlebt zur Zeit einen Boom. Der gebürtige Frohnleitner Jörg Dulsky ist von der Mur über die Alpen bis zum Ligurischen Meer gewandert - und er hat in „Ein Mann geht quer“ über diesen 1.500 Kilometer langen Weg geschrieben.

Das Weitwandern war schon immer ein Ausgleich zu seinem stressigen Beruf als IT-Manager, erzählt Jörg Dulsky. Bei der Wanderung von Frohnleiten nach Nizza war die Ausgangssituation aber eine andere: Er wollte seinen Job und seine Firma hinter sich lassen und mit knapp 50 einen Aufbruch wagen.

"Ein Mann geht quer"

Tyrolia Verlag

Es war ein Weg ins Blaue, ohne finanziellen Rückhalt, erzählt er: „Ich habe schon für Österreich und für Südtirol ein wenig rechechiert, da bin ich auch ohne Karte unterwegs gewesen, nur mit dem Navi, und das hat gut funktioniert, und dann wollte ich Karten kaufen und mir meinen Weg suchen. Ich sehe das auch als kreative Arbeit, dass man irgendwie den Weg so findet, dass man auch gehen kann, was eine gewisse Einzigartigkeit hat, und ich habe oft die Hauptrouten verlassen - das ist auch oft schief gegangen, weil die Wege in Italien meinst schlechter markiert sind als bei uns.“ Trotzdem hat er die Entscheidung nicht bereut: „Es sollte mein Weg werden und nicht irgendein fertiger Weg.“

„Eine Situation, die man sonst im Leben nicht hat“

Und es war auch eine bewusste Entscheidung einen großen Teil des Wegs allein zu gehen - erst die letzen Etappen hat ihn seine Freundin begleitet: „Da habe ich dann wirklich unter Kontaktarmut gelitten, der italienischen Sprache nicht mächtig war ich dann in der Lombardei unterwegs, und das ist eine Situation, die hat man sonst nicht im Leben. Man schläft im Zelt und ist dann den ganzen Tag mit sich selbst beschäftigt und immer nur denken bringt einen nicht unbedingt vorwärts, man braucht dann schon ein bisserl eine Ablenkung.“

„Man lernt sich sehr gut kennen“

Das Buch „Ein Mann geht quer“ basiert auf dem Tagebuch, das Jörg Dulsky während der Wanderung geschrieben hat - im Zelt, abends, mit Stirnlampe. Den Titel erklärt er so: „Wenn man so etwas angeht, ist man nicht ein anderer, aber man lernt sich sehr gut kennen am Weg, vor allem wenn man ihn allein macht. Zwei Monate allein, da muss man reflektieren, da gibt es gar keine andere Möglichkeit, und so gesehen hat mich das schon sehr verändert und weiter gebracht.“

Sendungshinweis:

„Guten Morgen, Steiermark“, 9.9.2018

Die 1.500 Kilometer lange Wanderung sollte Jörg Dulsky eigentlich auch Klarheit über seinen weiteren Lebensweg bringen: - es war dann aber nicht so: „Ich bin dann heimgekommen und in ein gewisses Loch gefallen: Jetzt ist dieses Superprojekt vorbei, und das war so fein, und irgendwie habe ich es so genossen, nur zu wandern, und jetzt fängt der Ernst des Lebens wieder an. Dann hab’ ich, einfach weil ich nicht gewusst habe, was ich weiter tun soll, die Berufsreifeprüfung gemacht und mir gedacht, es wird sich schon etewas auftun, und genauso hat das eben funktioniert.“

Schließlich angekommen

Jörg Dulsky machte eine Ausbildung zum Sozialpädagogen und arbeitet jetzt in einer Wohngemeinschaft in einem SOS-Kinderdorf - eine sinnvolle Arbeit mit Jugendlichen, sagt er: „Somit ist ein Stein zum anderen gekommen und jetzt bin ich echt in einer sehr glücklichen Lage. Ich freue mich total, dass ich diesen Berufswechsel geschafft hab’, weil IT-Techniker wollte ich nicht mehr sein, das wäre nicht gut gegangen.“

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