Brenner-Bibliothek UNESCO-Weltkulturerbe

Martin Brenner war nicht nur von 1585 bis 1615 Bischof in der Steiermark, sondern auch ein leidenschaftlicher Büchersammler - jetzt wurde seine Bibliothek in die „Memory of the World“-Liste der UNESCO aufgenommen.

Matthias Perstling, dem Leiter des Diözesanarchivs, ist der Stolz anzusehen, wenn er über den Bücher-Schatz spricht, der klimakontrolliert und gut verschlossen in mehreren Regalmetern unter dem Priesterseminar in der Grazer Innenstadt lagert: „Es sind nicht nur theologische Werke, sondern auch medizinische, rechtliche, historische. Man kann sagen: Das Wissen der damaligen Welt, das in Buchform gebunden war, hat Brenner nach Graz geholt.“

Gebunden in weißes Schweinsleder

Brenners 1.100 Werke umfassende Bibliothek steht nun als dritter steirischer Eintrag neben der Vorauer Volksbibel und der Georgenberger Handfeste auf der "Memory of the World“-Liste der UNESCO. „Das Besondere an der Brenner-Bibliothek ist auch, dass die Bücher mit hellem, weißen Schweinsleder gebunden und mit einem Supralibros, dem Wappen von Martin Brenner, versehen worden sind“, schildert Perstling.

Der Leiter des Diözesanarchivs, Matthias Perstling

Katholische Kirche Steiermark

Diözesanarchiv-Leiter Matthias Perstling, umringt von Brenners Büchern

Dass die Bücher auch Jahrhunderte nach ihrem Entstehen fast aussehen wie neu, verdankt man einem Projekt mit der Lebenshilfe, in Zuge dessen die Bücher mit speziellen Chemikalien behandelt wurden.

Ganz besonderes Prunkstück der Sammlung ist der sogenannte „Hortus Eystättensis“ - ein riesiges Botanikbuch, das alle damals in Mitteleuropa bekannten Pflanzen beinhaltet. Bereits nach den Verhältnissen des 16. Jahrhunderts war das Buch sündhaft teuer und mit circa zwölf Kilogramm ein Schwergewicht.

Buch aus der Brenner-Bibliothek

Katholische Kirche Steiermark

Die Bibliothek wird derzeit digitalisiert - und soll anschließend zum Teil über das Internet zur Verfügung stehen

Schon Bischof Martin Brenner hatte die Bücher - für die er ein eigenes Haus bauen ließ - der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt: Theologiestudenten von damals sollten möglichst umfassend gebildet sein und so den Verlockungen der Reformation - ganz im Sinne des Herrn Bischof - widerstehen. Aber auch heute kann man die Bücher, die also jetzt Weltkulturerbe sind, im Diözesanarchiv bestaunen - wenn auch nicht im Rahmen einer jeden Führung.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 17.9.2018

UNESCO-Auszeichnung als Auftrag

Mit der Aufnahme in die österreichische Liste des Weltkulturerbes für Dokumente ist die Brenner Bibliothek übrigens in bester Gesellschaft: Dort findet man den Staatsvertrag ebenso wie zum Beispiel die Nachlässe von Ingeborg Bachman oder Viktor Kaplan.

Für Matthias Perstling ist die Auszeichnung zwar ein Bekanntheitsturbo für sein Haus, aber „auch ein Auftrag für uns - dass wir konservatorisch wirklich gut damit umgehen, damit wir diese Bücher auch für die nächsten Jahrhunderte erhalten“.

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