„Maria Stuart“: Gefühl gegen Interesse

Staatsraison gegen Gewissen, privates Gefühl gegen politisches Interesse: „Maria Stuart“, das Königinnendrama rund um die Rivalität zweier Frauen um Englands Thron, ist aktueller denn je - zu sehen im Grazer Schauspielhaus.

In Friedrich Schillers Königinnendrama, geschrieben 1800, kämpfen zwei Frauen in Spitzenpositionen dafür, in einer Männerwelt anerkannt, geachtet und gerecht behandelt zu werden. Staatsraison gegen Gewissen, privates Gefühl gegen politisches Interesse – an dieser Konfliktlinie richtet Schiller die Handlung des Stückes aus, das eine geschichtsphilosophische Betrachtung darüber ist, wie sich Recht und Gerechtigkeit zueinander verhalten und welche Rolle das Gewissen des Mächtigen als letzte Instanz spielt.

"Maria Stuart" im Grazer Schauspielhaus

ORF

Schön, leiderschaftlich und stolz ist die Schottin Maria Stuart, die in England unter Hausarrest gestellt und schließlich zum Tode verurteilt wird - ein Urteil, das nur ihre Cousine, die regierende englische Königin Elisabeth, aufheben kann.

„Ein seit Jahren währender Grundkonflikt“

„Es erzählt einen Grundkonflikt, der seit Jahren währt - zwischen den beiden Frauen, zwischen der Dynastie der beiden Frauen, und wie sie da versuchen, damit umzugehen, und wie die einzelnen Männer versuchen, daraus Profit zu schlagen“, sagt Regisseur Stephan Rottkamp.

"Maria Stuart" im Grazer Schauspielhaus

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Ein Männerchor repräsentiert in seiner Inszenierung das Volk, die Berater, die Männer-Macht-Spiele, die die beiden Frauenfiguren umgeben: „Die Idee war eigentlich, dass es immer irgendwie eine männliche Fläche gibt, vor der sich die beiden Frauen beweisen müssen“, so Rottkamp.

"Maria Stuart" im Grazer Schauspielhaus

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Eine aufwendige Wipp-Bühne und Musik von den Tiger Lillies schaffen die Räume für die darbende Maria Stuart und die herrschende und zerissene Elisabeth, die schließlich aus machtpolitischer Staatsräson das Todesurteil für ihre Cousine bestätigt.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 25.10.2018

Der Preis der Macht

„Wir erkennen in allen gesellschaftlichen Umständen aktuelle Züge in diesem Text, und deswegen finde ich es richtig wichtig, das gerade jetzt zu machen“, so der Regisseur. Schillers „Maria Stuart“ offenbart den Preis der Macht als einsames Getriebensein hin bis zur Gewissenlosigkeit.

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