Oper Graz küsst „Martha“ wach
London, 1748: Langeweile und eine Depression führen dazu, dass Lady Harriet Durham, die Hofdame der englischen Königin, und ihre Vertraute Nancy sich am Markt zu Richmond als Mägde verkleidet präsentieren.
Oper Graz/Werner Kmetitsch
Sendungshinweis:
„Der Tag in der Steiermark“, 11.1.2019
Es folgen unterhaltsame Situationen, in die die beiden kommen: ein Auf und Ab zwischen Wahrheit und Verstecken, zwischen Abneigung und Liebe, zwischen Wunschvorstellung und Realität - Themen, die heute wie damals Relevanz besitzen, so Regisseur Peter Lund: „Barockoper ist ja wieder ganz groß im Kommen, weil diese menschlichen Probleme des Barocks sind uns so schrecklich nah - diese Schere zwischen Arm und Reich, diese Leere, wir haben alles, trotzdem sind wir quarkig den ganzen Tag, und wir wissen nicht, wohin mit unserem Geld, und davon handelt ‚Martha‘ auch ein bisschen.“
Oper Graz/Werner Kmetitsch
Lund bettete seine Inszenierung in einem eher grauen Rahmen ein, nicht zuletzt, um der Komik der Oper einen Gegenpol zu geben: „Ich weiß nicht, ob die Irren im Barock schon Theater gespielt haben - wir kennen das jetzt als Therapieform, heutige Psychiatrien arbeiten sehr viel damit. Wir haben uns einfach den Kunstgriff gegönnt, dass der Markt von Richmond von den Irren des Bethlam-Hospitals dargestellt ist, und das gibt uns natürlich die Freiheit, ein bisschen von der Historie wegzugehen. Die Erzählweise ist meiner Ansicht nach überhaupt nicht historisch, sondern sehr filmisch und heutig und modern.“
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Frischzellenkur für „Martha“
„Martha“ kam in den letzten Jahrzehnten aus der Mode - in Graz verpasste man der lustigen Oper eine Frischzellenkur.
Modern und traditionell
Modern in der Umsetzung, traditionell im Zeitbezug: „Martha“ nimmt das Publikum mit in die Zeit des Barock und Rokoko: „Dieses Stück funktioniert nur in seinem Zeitkolorit - und das ist eine Traumzeit für die Ausstattung, also wieso sollten wir es uns dann verkneifen?“, fragt Lund.
Oper Graz/Werner Kmetitsch
Heiter und ernst
Entsprechend gelungen ist das Bühnenbild - von der grau in grau gehaltenen Marktatmosphäre, über das minimalistisch eingerichtete Pächterhaus bis zum edlen Prunkraum. „Martha“ bleibt auch in dieser Inszenierung eine heitere romantische Komödie, bewahrt aber die durchaus ernsten Seiten - jeder Komik wohnt eben auch eine Tragik inne.