Eine Grenze schreibt Geschichte - Teil III

Mit einer Ausstellungstrilogie blickt das Grazer Museum für Geschichte in Graz auf „100 Jahre Grenze“ im steirisch-slowenischen Raum zurück. Im letzten Teil steht die Zeit ab 1946 im Fokus - mit Spuren, die bis ins Heute führen.

„100 Jahre Grenze“

  • „1900 - 1918: Die Zeit vor der Grenzziehung“
  • „1919 - 1945: Leben an der Grenze“ von 13. September 2018 bis 24. Februar 2019
  • „1946 - 2018: Leben mit der Grenze“ von Frühjahr bis Sommer 2019

Den Beginn machte die Zeit von 1900 bis 1918: Die Schau zeigte Grenzen auf, die in den Köpfen der Menschen zu wachsen beginnen - mehr dazu in Eine Grenze schreibt Geschichte. Dem „Leben an der Grenze“ widmet sich der zweite Teil von „100 Jahre Grenze“ im Museum für Geschichte in Graz, um eine Ahnung vom Leben an der Grenze zu Jugoslawien in den Jahren von 1919 bis 1945 zu vermitteln - mehr dazu in Eine Grenze schreibt Geschichte - Teil II.

Der nun eröffnete dritte Teil widmet sich der Zeit ab 1946 rund um Grenzübergänge als Teil der Gastarbeiterroute, die Kämpfe 1991, den EU-Beitritt Sloweniens oder die Flüchtlingsjahre 2015 und 2016.

Drei Räume für drei Abschnitte

Die insgesamt drei Räume der dritten Ausstellung beschreibt Kurator Helmut Konrad als zeitliche Abschnitte: Im ersten Raum ist die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zu sehen, von 1946 bis in die späten 1960er Jahre. „Da wurde die Grenze wieder zu einer sehr realen - und es ist auch zu Todesschüssen gekommen“, so Konrad.

Zollkontrolle am Grenzübergang Spielfeld, 1965

Egon Blaschka, Multimediale Sammlungen/UMJ

Die meisten Bilder zeigen Zollkontrollen am „Eisernen Vorhang light“ und auch das „Gasthaus zum Eisernen Vorhang“. Konrad hebt hervor, dass damals Staus an der Gastarbeiterroute zu Urlaubszeiten an der Tagesordnung gewesen seien: „Am Weihnachtstag 1969 reichte der Stau rund 70 Kilometer bis Graz zurück, damals wurden 20 Autos pro Minute kontrolliert. Ein Luftbild zeigt die Fahrzeuge kilometerweit Stoßstange an Stoßstange Richtung Süden.“

Qualmende Häuser und Geknatter

Die weiteren beiden Räume befassen sich mit der Intervention der Jugoslawischen Bundesarmee an der Grenze und der Sezession Sloweniens. An der erst 22 Jahre alten Murbrücke in Radkersburg - die alte war 1945 von den sich zurückziehenden Deutschen gesprengt worden - krachte es im Juni und Juli 1991 wieder. Qualmende Häuser und das Geknatter automatischer Waffen zeichnen ein beklemmendes Erinnerungsbild.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 1.2.2019

Bildlich wird auch auf das - kurzzeitige - Verschwinden der Grenze mit dem Beitritt Sloweniens zur EU und zum Schengenraum 2004 bzw. 2007 eingegangen. Doch mit dem laut Konrad „fröhlichen Miteinander“ war 2015 wieder Schluss - die Flüchtlingskolonnen führten zu einer politischen und humanitären Ausnahmesituation, zur Errichtung der „baulichen Maßnahme“ vulgo Grenzzaun in Spielfeld und zur Demonstration der Identitären nahe des Grenzübergangs.

167 Fotos und zwei Videos

Der ORF hat für die Ereignisse an der Grenze 1991 zwei Videozusammenschnitte zur Verfügung gestellt, auch 167 Fotos sind zu sehen, die aus Sammlungen zweier steirischer Fotografen, dem Archiv des Pavelhauses in Bad Radkersburg, dem örtlichen Museum, aber auch von Privaten stammen.

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