Bierzelt-Stimmung im Grazer Schauspielhaus

Zünftige Musi, leere Bierflaschen, Bierbänke für das Publikum und bunte Lichterketten - das würde man im Grazer Schauspielhaus wohl nicht erwarten. Doch dieses Zeltfest-Ambiente ist Kulisse für viel Gesellschaftskritik.

Was auf den ersten Blick wie eine Zeltfestgaudi aussieht, ist eigentlich der Rahmen für die Inszenierung von „Schlammland Gewalt“: Hinter all dem Spaß stecken ein vielschichtiger Text von Ferdinand Schmalz und einige gesellschaftskritischen Überlegungen. Es geht um eine Dorfgesellschaft, deren alljährliches Dorffest gewaltig durcheinander gebracht wird – erzählt aus der Perspektive des Hendlbraters.

Mehrere Konfliktlinien

„Natürlich kann man an einer kleinen Community wie einem Dorf ganz gut gesellschaftliche Strukturen erzählen“, sagt Regisseurin Christina Tscharyiski. An der patriarchalen Figur des Bürgermeisters entlang entwickle sich die Geschichte, erklärt Tscharyiski: „Wir haben natürlich ein bisschen versucht zu schauen, wie kann man das umlegen auf den größeren Gedanken, auf unsere Gesellschaft und haben uns deshalb sehr stark auf diese patriarchalen Strukturen, aus denen es ganz schwer ist auszubrechen und wo es ganz schwer ist, dagegen anzukommen, fokussiert.“

„Schlammland Gewalt“ ist bis Mitte Mai im Haus Drei des Grazer Schauspielhauses zu sehen.

Daneben geht es auch um die hierarchische Ordnung im Dorf und um Generationenkonflikte: „So gesehen ist es natürlich schon auch irgendwie die Erzählung einer jungen Generation, die aufbegehrt gegen vorhandene Strukturen“, so die 31-jährige Regisseurin.

Publikum als Teil des Stückes

„Ich glaube, die Anlage vom Stück ist schon sehr gesellschaftskritisch. Ich finde, der Ferdinand (Schmalz, Anm.) ist ein sehr politischer Autor. Er schreibt die aller bösesten und die aller lustigsten Texte gleichzeitig. Und in diesem Spannungsfeld bewegen wir uns natürlich auch“, sagt Tscharyiski.

"Schlammland Gewalt"

ORF

Die beiden Schauspieler Eva Mayer und Clemens Maria Riegler agieren nicht nur miteinander: Sie treten mit dem Publikum in Kontakt und lassen so das Gefühl entstehen, dass tatsächlich alle im „Bierzelt“ der Feiergemeinschaft angehören.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 28.3.2019

„Es ist ein sehr dichter Abend, er ist aber auch sehr kurzweilig. Ich glaube, es ist ein ganz gutes Erlebnis. Wir haben da ein bisschen eine Allround-Atmosphäre gebaut, in die man reinkommt“, sagt Tscharyiski. In dieser Bierzelt-Atmosphäre kann man im Schauspielhaus einen gesellschaftskritischen, etwas makabren, aber in jedem Fall unterhaltsamen Abend erleben.

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