Neue Kunst an alten Orten in der Oststeiermark

Zum neunten Mal will das KOMM.ST-Festival heuer die Kunst „runter von der Bühne holen und mit der Kunst zu den Menschen gehen“. Damit wird der Raum Anger und Weiz wieder zur vertrauten Bühne.

Der Musiker Georg Gratzer und sein Bruder, der Journalist und Autor Roland Gratzer riefen das Festival ins Leben, um zeitgenössische Kunst in ihre Heimat zu bringen. Das Festival verfolge nach wie vor die Philosophie: „Neue Kunst, alte Orte“, sagt Georg Gratzer; man wolle die Kunst an Orten präsentieren, an denen sich die Menschen wohlfühlen, „weil wir wissen, dass das dann anders aufgenommen wird und man andere Menschen erreicht“.

Monarchie und Mode

Beispielsweise in der Konfrontation mit dem zeitgenössischen Theater: Jedes Jahr gibt es vom KOMM.ST-Theaterkollektiv eine eigene Produktion. Das Stück wird eigens für das Festival geschrieben, dort uraufgeführt und tourt dann durch vier Gasthäuser in der Region.

„Das Theater gibt die Möglichkeit, auch sehr gesellschaftskritische Themen sehr direkt an die Leute zu bringen“, sagt Gratzer. Heuer ist es „Das scharlachrote Kraftfeld“: Zwei Raumschiffe mit Verbindungen zur k.u.k.-Zeit werden ins All geschickt und ziehen eine „Science Fiction-Horror-Space-Opera“ nach sich, in der „Raum, Zeit und menschliche Dramen mehr als relativ sind“.

Viele Menschen stehen in einem Raum in einem Kreis um einen Tisch herum. Es handelt sich um eine Ausstellungseröffnung.

Chri Strassegger

Ausstellungseröffnung beim KOMM.ST-Festival

Das KOMM.ST-Festival beginnt am 10. Mai in Anger und endet am 8. Juni im Kunsthaus Weiz.

Gesellschaftskritik gibt es auch beim „Frühjahrsschmutz“ von den nest.treu.beschmutzerinnen: Das junge Kollektiv aus Wissenschaftlern und Künstlern will laut Eigendefinition „auf den Dreck hinter der politischen und bürgerlichen Fassade“ blicken. Aktuelle Themen und Problematiken, mit denen man auch in der Region konfrontiert sei, werden in Form von Vorträgen, Performances und öffentlichen Diskussionen in Weiz aufgegriffen, erklärt Gratzer.

Ein Ziel des Festivals sei es, Künstler aus der Region, die international erfolgreich waren, wieder in die Region zurückzuholen. Dazu gibt es seit vielen Jahren die „Kunst der Stunde“. Zusätzlich gestaltet der ursprünglich aus Puch bei Weiz stammende Künstler Daniel Schatzmayr mit seiner Frau Shlomit eine Ausstellung zu den Themen Robotik, Modedesign und Künstliche Intelligenz.

Das Schloss Külm mit Menschen davor.

Chri Strassegger

Schloss Külml als Veranstaltungsort

Regionale Sagen werden verarbeitet

Der US-amerikanische Maler und Illustrator Josh Ellingson wird sich den Mythen und Sagen der Region widmen und mehrere Wandgemälde gestalten. Der aus San Francisco stammende Künstler ist bereits zum dritten Mal beim KOMM.ST-Festival zu Gast: „Er hat es geschafft, bereits mit seinem ersten Bild bei der Umfahrungsbrücke in Anger den Bürgermeister so sehr zu begeistern, dass die Brücke nach ihm benannt wurde - die Brücke heißt inzwischen Ellingson-Brücke“, erzählt Georg Gratzer.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 29.4.2019

Biohacking in der Natur

Das „Biohacking“ mit Michael Weidhofer und Marie-Christin Rissinger hat sich in den letzten Jahren zu einer der erfolgreichsten Veranstaltungen des Festivals entwickelt: Gemeinsam mit Schülern werden Bäume und Sträuche gepflanzt und betreut. Die Anordnung und das kreativ beeinflusste Wachstum seien einzigartig, heißt es; die Kinder lernen so spielerisch, was es mit Pflanzenveredelung auf sich hat. Mittlerweile könnten auch schon die ersten „biogehackten“ Früchte geerntet werden.

Ein Bub greift nach grünen Zweigen. Im Hintergrund ist eine Kirche zu sehen.

Chri Strassegger

Die Schönheit zuhause

Nach neun Festivals zieht Gratzer jedenfalls eine positive Bilanz: „So wie ich das wahrnehme, wird das Festival sehr gut aufgenommen“, sagt er. Aus seiner Erfahrung meine er, sagen zu können, „dass man am Land für viele Dinge viel mehr Freiheiten und Spielraum hat. Man kann viel mehr Dinge wagen und riskieren, die man in der Stadt vielleicht teilweise ein bisschen schwieriger sind“.

Roland und Georg Gratzer sitzen an einem Tisch. Das Foto ist schwarz-weiß.

Chri Strassegger

Die Brüder und Festivalgründer Roland und Georg Gratzer

Dadurch habe man Projekte umsetzen können, die die Menschen sehr speziell und sehr intensiv erreicht hätten, so Gratzer weiter, „in der Form, dass sie die Gegend und den Ort, wo sie wohnen, noch viel mehr schätzen.“ Den Menschen das zu verdeutlichen, wie schön es in ihrem Zuhause ist, sei für die Veranstalter ein wichtiges Ziel.

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