Auf der Suche nach dem Heiligen Bogen

Marion Wiesler entführt ihre Leser ins Jahr 49 vor Christus: Es ist die Zeit der Kelten, mit deren Kultur sich die Autorin bereits in mehreren Büchern auseinandergesetzt hat - so auch in „Der Bogen des Smertrios“.

Schon in ihrer Schulzeit hätten sie die Kelten fasziniert, erzählt Marion Wiesler - über Umwege: In sechs Jahren Lateinunterricht musste sie auch den Gallischen Krieg von Julius Caesar übersetzen. „Ich habe dann irgendwo gelesen, dass die Kelten eigentlich ganz anders waren, als Caesar geschrieben hat“, so die Autorin.

Sendungshinweis:

„Guten Morgen, Steiermark“, 5.5.2019

Faszination einer Hochkultur

Vor allem die Bodenständigkeit, die Naturverbundenheit und der Humor hatten die Schriftstellerin beeindruckt. Letzterer gefalle ihr besonders gut, weil die Kelten ein sehr lebenslustiges Volk gewesen seien. „Dass das eben nicht diese Barbaren waren nördlich der Alpen, sondern dass das wirklich eine Hochkultur war. Das hat mich einfach irrsinnig fasziniert“, sagt sie.

Das Buchcover

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Um Kunstfertigkeit geht es auch im vierten Roman der gebürtigen Wienerin. Im Mittelpunkt steht ein keltischer Bogenbauer. Smertrios ist eigentlich aus seinem Dorf verstoßen, aber er bekommt eine besonders heikle Aufgabe: Der heilige Bogen des Stamms ist bei einem Überfall auf das Dorf halb verbrannt. Dieser Bogen ist für ein Ritual, das Segen für das Dorf und seine Bewohner sichern soll, von großer Bedeutung. Dieses Ritual findet nur alle neun Jahre statt und dabei soll mit einem Bogenschuss symbolisch die Sonne vom Himmel geholt werden.

Odyssee durch Europa

Ausgerechnet Smertrios, der Außenseiter, soll nun diesen Kultbogen wieder herstellen. Als Bogenschützin wird außerdem seine jüngere Schwester auserkoren. Falls einer der beiden versagt, werden beide den Göttern geopfert. Dabei muss sich Smertrios einer besonderen Herausforderung stellen: Der heilige Bogen sieht völlig anders aus, als die, die Smertrios üblicherweise baut. Die Suche nach dieser unbekannten Bauweise führt Smertrios und seine Schwester Sanna auf eine ereignisreiche Reise bis in das Gebiet des heutigen Südfrankreich - durch Gefangenschaft, Kriegswirren und Sklaverei.

Marion Wiesler lädt am Dienstag, 7. Mai um 19.30 Uhr zu einer Lesung aus „Der Bogen des Smertrios“ ins Weberhaus in Weiz.

Die Krux mit den Quellen

Marion Wiesler gelingt es, den Leser in die Welt der Kelten mitzunehmen. Bei ihrer detailgetreuen Schilderung beruft sich die Autorin auf historische Quellen. Zwar gibt es von den Kelten selbst keine schriftlichen Aufzeichnungen, doch es gibt andere Quellen. Die müsse man allerdings mit Vorsicht behandeln. „Bei Caesar weiß man, es war Kriegspropaganda. Er wollte Geld haben, um weiter Kriegszüge zu führen. Bei den Griechen hab ich manchmal den Verdacht, es war ‚Reisekatalogswerbung‘. Sie wollten das halt besonders gut darstellen“, sagt die Wahlsteirerin.

Daneben gibt es aber auch historische Funde, etwa aus den Salzbergwerken in Hallstadt. Dort wurden Stoffe entdeckt, „wo man wirklich weiß, wie die Stoffe gewebt waren, wie die Muster waren“, so Wiesler. Bogenfunde gibt es in Europa keine, sagt sie, da diese Bögen aus Holz gebaut wurden und längst verrottet sind. Allerdings gibt es Funde von Reliefs mit Bogenabbildungen.

Außerdem konnte sich Wiesler auf die Expertise einer ihrer Freundinnen verlassen. Diese ist Archäologin und ihre Hauptinteressenszeit sind die Römer. In Sachen Bogenbau konnte sich Marion Wiesler Rat bei ihrem Mann holen: Er ist Bogenbauer und veranstaltet regelmäßig Kurse.

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