Von komplexen Mutter-Tochter-Beziehungen

Am Muttertag stehen die Mamas im Mittelpunkt, und wenn das auch in jeder Familie anders abläuft, so ist die Beziehung zwischen Mutter und Tochter doch immer besonderes. Dieser widmet sich das Buch „Die Mutter, die ich sein wollte“.

Die Journalistinnen Birgit Fenderl und Anneliese Rohrer sind beide Mütter von Töchtern. Den Anstoß für dieses gemeinsame Buch gab eine sehr bezeichnende Situation: Im Jänner 2000 - beide waren also längst erwachsen - warfen sie bei einem Pressetermin in dem Moment, als Kameras aufgetaucht sind, ihre Zigaretten weg. Die ersten Reaktionen: „Meine Mutter darf nicht sehen, dass ich rauche! Meine Tochter darf nicht wissen, dass ich wieder angefangen habe“.

Muster weitergeben

Dieser „Vorfall“ gab Jahre später den Anstoß für dieses Buch: Rohrer und Fenderl porträtieren in „Die Mutter, die ich sein wollte. Die Tochter, die ich bin“ sehr unterschiedliche Mutter-Tochter-Beziehungen, denn so idyllisch wie in Muttertagsgedichten sind diese Beziehungen nicht immer. Oft geht es auch um bestimmte Muster, die Mütter an ihre Töchter weitergeben - oder sie bekommen die Möglichkeit, aus diesen Mustern zu lernen.

Buchcover

Braumüller Verlag

Diese hatte zum Beispiel die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen: Sie kommt aus einem Elternhaus mit sieben Kindern und ist selbst siebenfache Mutter. Während ihre Mutter ihre Arbeit als Journalistin nach der Geburt des ersten Kindes beendet hatte, konnte Ursula von der Leyen Karriere machen: Sie bekam als junge Ärztin ihr erstes Kind und versuchte den Spagat zwischen Familie und Karriere - mit schlechtem Gewissen, wie sie im Buch sagt.

Prägsame Unterschiede

Das hat sich bei einem Aufenthalt in den USA geändert: Sie und ihr Mann, ebenfalls Arzt, hatten mittlerweile drei Kinder. Die Einstellung in Kalifornien war eine vollkommen andere als im Deutschland und wohl auch im Österreich der 80er-Jahren: Die Familie wurde bei der Suche nach Kinderbetreuung unterstützt, es war selbstverständlich, dass sich auch Väter in der Schule engagieren.

Sendungshinweis:

„Guten Morgen Steiermark“, 12.5.2019

Sie habe das als echte Befreiung empfunden, so von der Leyen, und diese Erfahrung prägte auch ihre Arbeit: „Die Aufgaben bleiben anstrengend, aber es wachsen ungeahnte Kräfte, wenn man ein unterstützendes Umfeld hat“, so ihr Resümee.

„Eine bessere Mutter sein“

Birgit Fenderl und Anneliese Rohrer haben unter anderem eine Adoptivmutter und ihre erwachsene Tochter, Mutter und Tochter, die gemeinsam an einem Hilfsprojekt in Afrika arbeiten oder auch die Schauspielern Proschat Madani und ihre Tochter porträtiert.

Besonders berührend ist die Erzählung einer Frau, die als Kind jahrelang von ihrer Mutter schwer misshandelt wurde. Nach vielen Therapien hat sie es geschafft, eine Art Frieden mit ihrer Mutter zu finden. Sie ist Psychologin und arbeitet immer wieder mit gewalttätigen Frauen und Müttern – und für ihre drei Kinder wollte sie vor allem immer „eine bessere Mutter sein“.

Link: