Ein Jahr zwischen Hoffnung und Entsetzen

1919: Das erste Jahr nach dem Zerfall der Habsburger-Monarchie und nach dem Ende des Ersten Weltkrieges - doch dieses Jahr ist kein Jahr des Friedens, wie Gerhard Jelinek in seinem neuen Buch „Neue Zeit 1919“ beschreibt.

640 Jahre Habsburger-Herrschaft sind zu Ende - 1919 beginnt eine neue Zeitrechnung. Gerhard Jelinek nimmt seine Leser mit auf eine chronologische Zeitreise und gibt Österreich im Jahr 1919 anhand von 51 bestimmten Tagen ein Gesicht.

"Neue Zeit 1919"

Amalthea Verlag

Auf knapp 250 Seiten findet sich ein Querschnitt aus politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Ereignissen. Anhand von Tagebucheintragungen, Zeitungsberichten und Briefen beschreibt Gerhard Jelinek, was die Menschen im Jahr 1919 bewegt - und das ist nicht nur das politische Geschehen, sondern auch der Alltag, den es zu bewältigen gilt.

Vom Kaffeehaus bis zum Tanzinstitut

Im Kapitel „Wiener Nacht und Hoffnungslicht“ beleuchtet Jelinek zum Beispiel den 13. August 1919 und liefert den Grund, warum ab diesem Tag Wiener Kaffeehäuser länger offen halten dürfen.

Sendungshinweis:

„Guten Morgen, Steiermark“, 19.5.2019

Der Maler Oskar Kokoschka wiederum tötet eine Puppe, und ein Ottakringer Telepath und Magier avanciert zum Superstar, tritt auch in Graz auf und hilft der Polizei Kriminalfälle zu lösen.

Am 27. Juni 1919 feiert der Arbeiter Sportclub Rapid sein 20-Jahr-Jubiläum und empfängt aus diesem Anlass auf der Hütteldorfer Pfarrwiese Bayern München. Am 1. Oktober 1919 wiederum eröffnet der arbeitslos gewordene Offizier Rittmeister Willibald Ellmayer in einem ehemaligen Pferdestall das erste private Tanzinstitut.

Kampf um jedes Haus und jeden Wald

Anhand solcher Ereignisse holt Jelinek aber natürlich auch die Politik dieser Zeit vor den Vorhang. So unterzeichnet etwa am 10. September 1919 Staatskanzler Karl Renner den Friedensvertrag von St. Germain. Österreich gilt als Besiegter, mit dem nicht verhandelt wird - die Alliierten diktieren einen Frieden zu ihren Bedingungen. Renner unterschreibt diesen verhassten Vertrag unter dem Druck der Hungersnot - zum Entsetzen des Volkes können nicht einmal alle deutschsprachigen Gebiete behauptet werden: So verliert Österreich unter anderem die Untersteiermark, das Sudetenland oder auch Südtirol. Jelinek beschreibt die Situation als einen Kampf um jedes Haus, um jeden Wald und um jeden Weinberg.

Das Buch endet schließlich mit einem Zitat des Dichters Arthur Schnitzler vom 31. Dezember 1919, als diesen arge Zahnschmerzen plagten: „Ich war froh, dass 1919 zu Ende ging.“

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