Inklusion: Lebenshilfe fordert faire Gehälter

Zum Tag der Inklusion am 5. Mai fordert die Lebenshilfe Steiermark regulär bezahlte Arbeit für Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen. Bereits am Donnerstag hielt sie auf dem Grazer Hauptplatz eine Versammlung ab.

Laut und auffallend wollte die Lebenshilfe auf ihre Forderung „Gehalt statt Taschengeld“ hinweisen - und so wurde am Donnerstag der Grazer Hauptplatz mit Live-Musik beschallt. Tafeln wurden in die Höhe gehalten: „Wir haben verbriefte Rechte!“ oder „Wir wollen Gehalt statt Taschengeld“ war darauf zu lesen.

Aktion der Lebenshilfe auf dem Grazer Hauptplatz

Lebenshilfe Steiermark

Mit vielen Plakaten machte die steirische Lebenshilfe auf dem Grazer Hauptplatz auf ihre Forderungen aufmerksam

Nicole Braunstein arbeitet im Büro der Lebenshilfe Trofaiach - sie weiß, wie es sich anfühlt, für ihre Arbeit nur Taschengeld zu bekommen: „Taschengeld bekommt man von seinen Eltern für Kleinigkeiten. Da sieht man nicht, welche Arbeit man leistet“, sagt sie bestimmt.

„Gehalt statt Taschengeld“ sei nicht nur die Frage eines Begriffs, sondern eine Frage der Wertschätzung und Anerkennung, unterstreicht Braunstein: „Das ist einfach eine Würde, wenn ich am Ende des Monats mein Gehalt bekomme, und ich habe meinen Gehaltszettel in der Hand. Dann fühlt man sich sehr wohl, und man fühlt sich wertgeschätzt für die Arbeit, die man macht.“

Am 5. Mai ist der Tag der Inklusion - der europäische Protesttag für die Gleichstellung von Menschen mit Beeinträchtigungen.

Selbst entscheiden, wie man lebt

Gehalt statt Taschengeld: Würde, Wertschätzung, Anerkennung - aber auch Freiheit und Sicherheit, ergänzt Regina Grancy von der Lebenshilfe Steiermark: „Ein Gehalt bedeutet, dass ich das Geld persönlich zur Verfügung habe, selbst entscheiden kann, wie ich wohnen möchte, wofür ich es in meiner Freizeit ausgeben möchte. Aber ein Gehalt bedeutet natürlich auch, dass ich krankenversichert bin und später einmal eine Pension bekommen werde - wie alle anderen Menschen auch. Deshalb ist für uns ein Gehalt für alle eine ganz wichtige Forderung.“

Empfang bei Soziallandesrätin

Eine Forderung, die am Donnerstag auch mit Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ) besprochen wurde. Diese unterstütze das Ziel „Gehalt statt Taschengeld“ „zu 100 Prozent“ und verwies auf Arbeitsmarktprojekte in der Steiermark wie zum Beispiel „Step by step“, das gemeinsam mit der Lebenshilfe umgesetzt wird.

Die Lebenshilfe bei Soziallandesrätin Doris Kampus

Lebenshilfe Steiermark

Vertreter der steirischen Lebenshilfe bei Soziallandesrätin Doris Kampus

Dabei haben Menschen mit Behinderung und Unternehmen die Möglichkeit herauszufinden, ob eine Zusammenarbeit klappt: „Der große Vorteil ist, dass es eine längere Testphase gibt und nicht der Verlust von Sozialleistungen droht, wenn eine Anstellung doch nicht zustande kommt. Geplant ist es, steiermarkweit vorerst 100 solcher Arbeitsplätze zu schaffen“, heißt es in einer Aussendung.

Kein Standard der UNO-Behindertenrechtskonvention

Laut Lebenshilfe entsprechen die Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten von Menschen mit Behinderungen in Österreich derzeit nicht dem Standard der UNO-Behindertenrechtskonvention - das wurde auch bei der letzten Staatenprüfung durch die Vereinten Nationen 2013 kritisiert. Seitdem hat sich in Österreich an den gesetzlichen Rahmenbedingungen nichts geändert, kritisiert die Lebenshilfe. Die nächste UNO-Prüfung findet im nächsten Jahr statt.

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