Der mit den Bienen spricht

Aktiv mit Bienen zu kommunizieren, das ist das ehrgeizige Ziel des Zoologen Thomas Schmickl von der Uni Graz. Die Tricks der Bienenvölker sollen dann auf technische Bereiche des Alltagslebens übertragen werden.

Das Institut für Zoologie der Grazer Universität ist eines der führenden europäischen Kompetenzzentren für Bienenforschung - auch Nobelpreisträger Karl von Frisch arbeitete hier und legte die Latte für seine Nachfolger hoch, hat es von Frisch noch geschafft, die Tanzsprache der Bienen passiv zu verstehen.

„Projekt Assisi“

Der Zoologe Thomas Schmickl will mit seinem Team im Zuge des Projekts „Assisi“ noch einen Schritt weiter gehen: „Wir haben den Projektnamen deshalb gewählt, weil Franz von Assisi angeblich mit Tieren reden konnte - und wir wollen genau das gleiche machen.“

Roboter als Hilfsmittel

Über Roboter soll mit den Bienen gesprochen werden - dabei ist es auch Ziel, die Bienen überreden zu können, bestimmte Dinge zu tun, so Schmickl. Dazu haben er und seine Mitarbeiter einen ganz besonderen High-Tech-Bienenstock gebaut: Auf einer Kunststoffplatte sind kleine Metallzylinder montiert, die auf den ersten Blick aussehen wie Fingerhüte - das sind Roboter, die vibrieren, heizen oder sanfte Luftstöße abgeben - und damit echte Bienen in ganz bestimmte Richtungen locken können.

Bienen

Langenwang

„Bienen haben eine Methode entwickelt, um sich gemeinsam am wärmsten Ort als eine große Gruppe zu treffen. Sie laufen mehr oder weniger rein zufällig herum - es ist ja auch dunkel in der Bienenkolonie - und wenn sich zwei treffen, bleiben sie zusammen. Je wärmer dieser Ort ist, desto länger bleiben sie zusammen. Das ist so, als würde man in der Stadt spazieren gehen, weiß eigentlich nicht, wohin man gehen will, aber wenn man jemanden trifft, dann bleibt man zusammen. Und je besser die Musik, je besser das Bier, umso länger bleibt man dort. Zum Schluss sitzen alle Leute im besten und gemütlichsten Lokal“, erläutert der Experte.

Sendungshinweis:

„Guten Morgen, Steiermark“, 25.5.2018

„Tricks der Natur übertragen“

Genau so machen es auch die Bienen, „das ist eine automatische Optimierung“, schlussfolgert der Zoologe. In Thomas Schmickls Versuch können aber nicht nur die Roboter die Bienen, sondern die Bienen auch die Roboter beeinflussen - wo sie etwa mehr heizen sollen: „Die Roboter sind dann am Ende Teil des Schwarms und schleusen sich in die Bienengruppe ein. Damit formen sie gemeinsam eine Gesellschaft“, von der sich die Grazer Forscher durchaus praktische Erkenntnisse erhoffen.

Schmickl erklärt: „Diese einfachen Tricks der Natur kann man natürlich in andere technische Bereiche übertragen - und am Ende vielleicht den Straßenverkehr damit regulieren oder herausfinden, wo die größte Pollenbelastung, die größte Schadstoffbelastung ist.“

Link: