Bunt und laut: 60 Jahre Weltmaschine

Laut ist sie, bunt und unglaublich eindrucksvoll; setzt man sie in Gang, dann laufen 25 Motoren, leuchten 200 Lampen - nun wurde sie 60 Jahre alt: Franz Gsellmanns Weltmaschine im südoststeirischen Kaag.

Im Jahr 1958, auf einem kleinen Bauernhof im südoststeirischen Kaag, begann Franz Gsellmann an einer ganz besonderen Maschine zu basteln: Kurz zuvor war ihm eine Abbildung des Brüsseler Atomiums in die Hände gefallen - und seine erste (und letzte) Reise sollte ihn genau dorthin führen.

Gsellmanns Weltmaschine

Gsellmann Weltmaschine | Gery Wolf

Franz Gsellmann mit seiner Weltmaschine

In einem kleinen Zimmer arbeitete er anschließend tage- und nächtelang, um seine Vision umzusetzen. Sein Enkel Franz Gsellmann erinnert sich: „Er hat den Schlüssel immer bei sich getragen, umgehängt - und da durften seine Frau, meine Mutter oder ich als Enkelkind, nie zu ihm hineinschauen - erst später, aber da war er dann schon ziemlich weit mit der Weltmaschine.“

23 Jahre für sein Lebenswerk

Insgesamt 23 Jahre lang sollte Gsellmann an seinem Lebenswerk arbeiten - immer wieder fand er noch ein Kruzifix, noch ein Lämpchen, noch ein Kinderspielzeug, um es in dem wundersamen Kreislauf der Maschine einzuarbeiten: „Mir ist jeder Teil, die ganze Maschine ans Herz gewachsen, weil ich sie durch und durch kenne“, sagte er einmal.

Gsellmanns Weltmaschine

Gsellmann Weltmaschine | Gery Wolf

Die Weltmaschine - ein einnehmendes Universum

Und wirklich: Nur Gsellmann verstand die besondere Mechanik der Maschine, die rund 200 Lämpchen zum Leuchten, 25 Motoren zum Arbeiten und allein 64 Vogelpfeifen zum Zwitschern bringt.

Ein frühmorgendlicher Besuch

Hilfe holte er sich dabei jedoch auch aus der Nachbarschaft, wie Uhrmacher Franz Seidnitzer verrät: „Da ist er einmal um 4.00 Uhr früh zu mir gekommen und hat allerlei Auskünfte verlangt. Technisch bin ich gut drauf gewesen und habe ihm dann, soweit ich konnte, Auskunft gegeben.“ Seidnitzer war es auch, der zum ersten Mal das Herzstück der Maschine, das Atomium nach Brüsseler Vorbild, gesehen hat.

Gsellmanns Weltmaschine

Gsellmann Weltmaschine | Gery Wolf

Franz Gsellmanns Enkel vor dem Atomium in Brüssel

Für ihn ein besonderer Augenblick - und den erlebten bisher auch unzählige Besucher der Weltmaschine, wie Sabine Gruber erzählt: Als Lebensgefährtin von Gsellmanns Enkel bringt sie Gästen bei Führungen auf dem Bauernhof in Kaag die kunterbunte Welt der Weltmaschine näher.

„Man ist sprachlos“

„Man ist sprachlos und weiß eigentlich nicht, was geschieht: Die Lichter, die Glocken, sie macht Lärm - sie ist einfach faszinierend. Es kommen Kindergartengruppen, es kommen Volksschulkinder, bis zu den Pensionisten. Und Menschen aus aller Welt. Auch wenn sie manchmal nicht so gut gelaunt sind - sie gehen alle gut gelaunt nach Hause“, versichert Gruber. Und so steht auch 60 Jahre nach ihrer Erfindung den Besuchern der Weltmaschine das Staunen ins Gesicht geschrieben.

Gsellmanns Weltmaschine

ORF

In ihren Bann gezogen hat sie auch Klaus Ferentschik, der einen ganzen Roman über Gsellmann verfasste. Was ihn dazu antrieb? „Das Missverständnis, dass alle glaubten, er macht nur Murks, Blödsinn, nur irgendetwas Unnützes - und in Wirklichkeit hat er höchste Kunst erschaffen“, so der Verfasser des „Weltmaschinenromans“, der betont: „Genau das ist es, was die höchste Kunst auszeichnet.“

Kunst, die auch für die nächsten Generationen erhalten bleiben soll: „Die Weltmaschine zieht noch immer viele Menschen an - und das wird auch so bleiben“, betont Alfred Buchgraber, Bürgermeister von Edelsbach bei Feldbach. Dank Gsellmanns Familie, der die Weltmaschine viel bedeutet: „Eine Weltaufgabe, eine Lebensaufgabe ist das für mich geworden“, so Gsellmann - sein Großvater wäre wohl stolz gewesen.

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