styriarte-Sujet 2019
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Kultur

Styriarte: „Jedes Konzert ein Fest“

„Apollo und Daphne“ nennt sich der Abend, mit dem die styriarte eröffnet worden ist – nur ein Highlight, wie styriarte-Intendant Mathis Huber verspricht: „Wir machen aus jedem Konzert ein Fest.“

War die styriarte-Linie bis 2015 durch Nikolaus Harnoncourt vorgegeben, so musste sich das Festival nach dem Tod des Dirigenten neu definieren. Im Vorjahr wurde eine Fux-Opernleiste begonnen, die bis 2023 jährlich ein Werk des steirischen Barockkomponisten bringt – allerdings nicht als einfache Aufführung, sondern eingebettet in den ursprünglichen Gedanken: Im Falle von „Dafne in lauro“ war es ein Geburtstagsfest zu Ehren des österreichischen Kaisers Karl VI. im Jahr 1714 – die zum 29. Geburtstag des Kaisers verfasste Oper unter der musikalischen Leitung von Alfredo Bernardini und seines Ensembles bringt auch den Countertenor-Shooting-Star Raffaele Pe erstmals nach Graz.

Ariana Vendittelli in einer Fux-Oper
styriarte/Werner Kmetitsch
Ariana Vendittelli in einer Fux-Oper

Geschrieben für eine einzige Aufführung, möchte Huber diese „unglaubliche Verschwendung“ jetzt wieder gut machen, „indem wir dieses wunderbare Stück herausholen und einem breiten Publikum in historischem Geist wieder präsentieren“.

Durchbrach italienische Musikkultur in Wien

Fux war ein Steirer, der es geschafft hat, die italienische Musikkultur in Wien zu durchbrechen und „zum Chef der Partie zu werden“, erzählt der Intendant. Seine ungewöhnliche Karriere vom Bauernbuben an die Universität und von dort an den Wiener Hof und an die Spitzenposition der Hofkapelle war begründet durch eine „ganz außergewöhnlicher Begabung“.

Veranstaltungstipp:

Die styriarte geht heuer von 21. Juni bis 21. Juli über die Bühne,

„Unglaublicher Instrumentenreichtum“

Instrumentation und klanglicher Reichtum der Opern sei „unglaublich groß, er konnte ins Volle greifen, hatte 140 Angestellte der Wiener Hofkapelle, die nur den Zweck hatten, die kaiserlichen Musikbedürfnisse zu bedienen“. Die Daphne-Version des Steirers weist einen „unglaublichen Reichtum an Instrumenten auf, auch an Blasinstrumenten. Das besonders Charmante ist das Chalumeau, ein Vorgängerinstrument der Klarinette, das aber einen anderen Klang hat, extrem süß und klangreich“, schwärmt Huber. Die Musik dieses Werkes hebe sich durch „komplexere Organisation von jeder italienischen Oper der Zeit ab, gleichzeitig ist sie sehr bekömmlich. Fux schreibe für eine hochelitäre Gruppe, gleichzeitig trifft er aber populäre Töne“.

Viel Unterhaltung

Angesprochen auf die Spektakel rund um die einzelnen Konzerte meinte Huber: „Wenn ich mich auf Barockmusik beziehe, brauche ich nicht viel an Formaten erfinden, es gibt sie alle schon.“ Bei der styriarte versuche man, „die Musik in der Intention der Autoren dem Publikum nahezubringen. Wenn ein Musiker für ein höfisches Fest schreibt, schreibt er nicht für einen bürgerlichen Konzertsaal“. Das Konzertleben habe sich heute auf „möglichst einfach konsumierbare Einheiten von Musik reduziert, und das macht es auf die Dauer langweilig“, so Huber.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 21.6.2019

Als besonders publikumswirksam erweise sich „alles, was unterhaltsam zu sein verspricht, wo ich den Anspruch einer hoch qualifizierten Begegnung mit Kunst mit der Verheißung eines lustigen Erlebnisses verbinden kann. Ein tolles Konzert in Verbindung mit einem Essen oder einer Wanderung um 6.00 Uhr früh, das sind die Sachen, die die Leute unbedingt wollen und wofür wir auch eine gewisse Kompetenz erarbeitet haben.“

Die styriarte im Zeichen der Verwandlung

Das sei natürlich ökonomisch problematisch, da wesentlich mehr Interpreten, mehr Ensembles, mehr Locations, mehr Bewegung und mehr Personal gebraucht würden: „Ein Festival ist dazu da, Feste zu machen, und Feste sind nicht konventionelle Kammerkonzerte, sondern Feste sind mehr. Dieses ‚mehr‘ ist das, was die Zukunft unserer Musik sichern wird, weil es die Leute in der Vielfalt attraktiv finden und in der Einfärbigkeit nicht mehr kaufen werden“, so Huber.

„Dafne in Lauro“ spielt auf eine mythologische Geschichte an, in der sich eine Nymphe in einen Lorbeerbaum verwandelt, und „dieses Thema der Verwandlung zieht sich durch das gesamte Festival“, so Mathis Huber weiter.

Schloss Eggenberg, Schloss Stainz und Stift Rein

Einer der Hauptspielorte der heurigen styriarte-Ausgabe wird neben dem Schloss Eggenberg samt Park und der Helmut-List-Halle das Palais Attems sein. Intendant Huber möchte das bisherige Ganzjahreshauptquartier der styriarte von einem halbverfallenen Bürogebäude in ein „Juwel“ von einem Kunsthaus verwandeln.

Mit dem Barock-Spezialisten Jordi Savall darf ein alter Bekannter auch diesmal wieder nicht fehlen. Savall ist mit zwei Projekten dabei. Eines davon ist der als Grande Finale der styriarte 2019 vorgesehene Shakespeare-Abend „A Midsummer Night’s Dream“, bei dem gleich mehrere Shakespeare-Klassiker von Henry Purcell, Matthew Locke und Robert Johnson in Töne gewandet, von Savall in großem Stil musikalisch inszeniert werden sollen.

Werkstatt für Nachwuchstalente

Insgesamt werden zwischen 21. Juni und 21. Juli 2019 45 Konzertabende mit 32 Projekten bespielt. Dabei finden sich auch Klassiker der styriarte wieder, wie das Stainzer Kirchenkonzert. Für die jüngeren styriarte-Fans gibt es eine Kompositionswerkstatt, bei der sechs Nachwuchstalente zwischen zehn und 18 Jahren neue Werke erarbeiten und mit Hilfe professioneller Musiker gleich zum Klingen bringen können. Für das noch jüngeren Publikum gedacht ist eine spielerisch-interaktive Performance über den Werdegang des Steirers Fux: Der Titel lautet „Fux, du hast den Tanz gestohlen“.