Plakat für das Festival auf Schloss Poppendorf
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Kultur

Das steirische „Woodstock“

Woodstock jährt sich heuer zum 50. Mal 1971 – zwei Jahre nach dem Original – feierte auch die steirische Jugend ihr „Woodstock“: das erste steirische Musikfestival auf Schloss Poppendorf.

Beim US-Festival auf den Feldern eines Farmers im US-Bundesstaat New York feierten 1969 400.000 Besucher den „Sommer der Liebe“ und machten Woodstock zum Höhepunkt der Hippie-Kultur.

3.000 Steirer-Hippies

Zwei Jahre danach feierte auch die steirische Jugend ihr „Woodstock“: Am Pfingstwochenende 1971 wurde die Wiese vor Schloss Poppendorf bei Gnas in der Südoststeiermark zum Festivalgelände – das erste große Open-Air-Festival der Steiermark. „Es waren an die 3.000 Leute dort und haben versucht, die Hippie-Kultur so gut wie möglich zu adaptieren – und es war wichtig, weil dort mehr als 20 Bands aus der Steiermark gespielt haben“, so David Reumüller, der Kurator der Ausstellung „Pop 1900 – 2000“.

Schloss Poppendorf 1971
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Initialzündung für steirische Szene

Die Pop-Austellung im Museum für Geschichte in Graz würdigt Poppendorf als Initialzündung für die steirische Szene und als erste große Auftrittsmöglichkeit für heimische Gruppen. Zahlreiche Musiker, die später zu Popstars wurden, spielten hier mit ihren ersten Bands.

„Die ganze Schlosswiese war von Fans bevölkert, für uns war es bei weitem das Größte, wo wir bis dahin aufgetreten waren“, so Boris Bukowski, der 1971 mit der Band „Music Machine“ auftrat. „Ich bin als Solosänger aufgetreten mit einem Stahlhelm und Stiefeln“, Alex Rehak, 1971 bei den „Androiden“.

Gert Steinbäcker als Sänger der Grazer Band „Mephisto“.
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Eine besondere Art von Englisch

Eine wiederentdeckte Filmaufnahme zeigt die Grazer Band „Mephisto“ mit Thomas Spitzer, später EAV, und Gert Steinbäcker, später STS. „Wir haben alle ein Englisch gesungen, das keines war – aber das war dem Publikum, das offensichtlich der Sprache ähnlich mächtig war, ziemlich wurscht“, so Gert Steinbäcker.

Aufregung um Nahrungsbeschaffung

Für große Aufregung sorgte die Nahrungsbeschaffung des Publikums: Laut Zeitungsberichten beklagten die Bauern der Umgebung den Verlust von 70 Hühnern.

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 27.6.2019

Eklat um heruntergelassene Hose

Für einen Eklat sorgte die Hauptband „Nowaks Kapelle“ aus Wien, deren Sänger das Publikum provozierte: „Dann hat er seine Hose runtergelassen und hat seinen Allerwertesten gezeigt“, erinnert sich Robby Musenbichler, 1971 bei der Band „Freak Out“. Und Günter Timischl, der 1971 „Magic 69“ spielte, weiter: „Da sind die Leute dann ziemlich zornig geworden und haben ihn mehr oder weniger von der Bühne gejagt – und sie sind recht flott geflüchtet.“

Gemeinde machte Schluss

Im Jahr darauf untersagte der Gemeinderat von Poppendorf ein weiteres Open-Air-Festival – das „steirische Woodstock“ blieb ein einmaliges Erlebnis.