Jakob Horvat auf Hawaii
Jakob Horvat/www.thousandfirststeps.com
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Das Leben ist eine Reise

14 Monate Pause vom Alltag – das bleibt für die meisten ein unerfüllbarer Traum. Einer, der sich diesen Traum erfüllt hat, ist Jakob Horvat. Der Fernsehjournalist bereiste in dieser Zeit die Welt und schrieb darüber das Buch „Weltnah“.

Ein junger Mann steht am Matzleinsdorfer Platz an einer stark frequentierten Stadtausfahrt von Wien – an dem braunen Pappschild in seiner Hand ist er sofort als Autostopper erkennbar. Das Ziel, das er darauf geschrieben hat, dürfte an diesem grauen Novembertag aber doch einige verundert haben, stand da doch in großen Lettern „SÜDAMERIKA“ zu lesen. Jakob Horvats Ziel gemeinsam mit einem norwegischen Freund klingt ambitioniert: Er will ein Jahr lang um die Welt reisen, per Anhalter und ohne zu fliegen.

„Weltnah“ von Jakob Horvat – Buchcover
Verlag Kremayr & Scheriau

Der heute 32-Jährige war damals erfolgreicher Fernsehjournalist, und nach Eigendefinition führte er vor dieser Reise „in Summe ein gutes und durchaus glückliches Leben“ – trotzdem wollte er raus aus der Komfortzone und rein ins Leben.

Auf den Spuren von Wickie

In anfangs sehr kleinen Etappen ging es bis zum ersten großen Ziel Südportugal – und dort stellte sich heraus, dass nach den Schwierigkeiten, auf der Straße Mitfahrgelegenheiten zu finden, die Herausforderungen nicht kleiner werden: Die Suche nach einem Boot, das die beiden nach Amerika mitnimmt, erforderte viel Geduld. Schließlich fanden sie einen Kapitän, der sie als Crew-Mitglieder zuerst bis Teneriffa mitnahm.

Der atlantische Ozean liegt vor uns, 800 Kilometer wildes Wasser – fürs erste, später noch 5.000 weitere. Alles, was ich bisher vom zweitgrößten Meer der Welt kennen gelernt habe, befindet sich auf dem schmalen Streifen zwischen Strand und Horizont. Der Gedanke beunruhigt mich – ich denke an Kolumbus, denke an Piratenfilme, an haushohe Wellen, denke an Riesenkraken. Martin und ich haben in den vergangen Tagen Ablenkung gefunden und das Titellied von „Wickie und die starken Männer“ auswendig gelernt: „Schiff ahoi, schiff ahoi, auf dem Meer kennen wir uns aus.“ Ja, wenn es nur so wäre.

Mit diesem Schiff fuhr Jakob Horvat von Portugal nach Teneriffa.
Jakob Horvat/www.thousandfirststeps.com
Mit diesem Schiff fuhr Jakob Horvat nach Teneriffa

Nach etwas mehr als einem Monat war dann die Fahrt über den Atlantik geschafft – das nächste Abenteuer hieß Kolumbien: Auch hier wieder galt der Anspruch, mit möglichst kleinem Budget unterwegs zu sein.

Sendungshinweis:

„Guten Morgen, Steiermark“, 14.7.2019

Abseits touristischer Trampelpfade

Jakob Horvats Stationen waren auch nicht die bekannten Touristendestinationen – vielmehr ging es ihm darum, das echte Leben der Menschen kennen zu lernen und sich selbst auf dieses Leben einzulassen: So traf er eine kolumbianische Friedensaktivistin, einen Mann, der mit 150 Dollar im Monat ein privates Obdachlosenheim unterhält, er unterzog sich Ritualen eines Schamanen im Urwald. Von Südamerika ging es dann weiter nach Kalifornien und Hawaii – dort lief er bergauf bis zum Gipfel des höchsten Vulkans: 56 Kilometer nonstop, 3.000 Höhenmeter in neuneinhalb Stunden.

Jakob Horvat auf Hawaii
Jakob Horvat/www.thousandfirststeps.com
Jakob Horvat auf Hawaii

Und er entdeckte mit Yoga eine Leidenschaft, die sein weiteres Leben stark beeinflussen sollte: Er lernte damit den Umgang mit einem Werkzeug, so schreibt er, das Lebensfreude und Gelassenheit bringt. Gegen Ende der Reise verbrachte er dann auch drei Wochen in einer Yoga-Schule in Indien, wo er die Erfahrung machte, dass Yoga durch Bewegung und Atmung inspiriert.

Die Reise geht weiter

Nach insgesamt 402 Tagen Reise auf 119 verschiedenen Schlafplätzen in 13 Ländern und auf vier Kontinenten ging die Reise Jakob Horvats zu Ende – um aber dennoch weiter zu gehen, denn das Resümee des Weltenbummlers lautet: Das Leben an sich ist eine Reise.