Cover „Der Kaiser und sein Sonnenschein“
Goldegg Verlag
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Der Lieblingsenkel des Kaisers

Wie geht es jemandem, dessen Ahnen Kaiser Franz Joseph I. und Kaiserin Elisabeth sind? Der gebürtige Grazer Leopold Altenburg ist so jemand – und mit „Der Kaiser und sein Sonnenschein“ schrieb er jetzt ein Buch über seine berühmten Vorfahren.

Leopold Altenburg ist der Ururenkel von Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth. Warum er nicht Habsburg heißt, ist schnell erklärt: Sein Großvater Clemens, ein Erzherzog, hat eine nicht standesgemäße Gräfin geheiratet – und obwohl das schon 1929 war, also lange nach dem Ende der Monarchie, musste er dafür seinen Familiennamen Habsburg aufgeben. Den Namen Altenburg konnte er sich aussuchen – so hieß eine Stammburg der Habsburger im Schweizer Kanton Aargau.

Die Geschichte von Vater und Großvater

Dieser Clemens war als kleines Kind der Lieblingsenkel von Kaiser Franz Joseph – eben der „Sonnenschein“, wie es im Titel heißt. Seine und die Geschichte seines Vaters, der 1935 in Wien geboren wurde, erzählt Leopold Altenburg in diesem Buch.

Mit der Familiengeschichte hat sich Altenburg lange Zeit nicht beschäftigt – Auslöser war ausgerechnet das Musical „Elisabeth“: „Der Auftrag ist eher von außen gekommen, durch den Anstoß, ins Musical zu gehen, zuerst durch meine Frau und dann durch meine Freunde und Leute, die ich nicht so gut kannte, die gesagt haben, das könnte doch interessant sein.“ So begann der Schauspieler und Rote Nasen-Clown, in seiner Familiengeschichte zu forschen und diese Geschichte zu erzählen – beginnend mit dem Jahr 1904, dem Geburtsjahr seines Großvaters.

Cover „Der Kaiser und sein Sonnenschein“
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Leopold Altenburg wuchs in Graz auf, passenderweise in der Schönbrunngasse – die Reaktionen auf seine Herkunft waren damals sehr unterschiedlich: „In Graz hat es schon auch aristokratische Familien gegeben, die dann bei uns ein und ausgegangen sind und wo es ein sehr familiäres und freundschaftliches Verhältnis gegeben hat. IN der Schule hat es eigentlich kaum jemand gewusst, und ich hab es jetzt auch nicht groß erzählt.“

Zurückhaltung wurde groß geschrieben

Die Zurückhaltung hatte sicher auch mit seiner Erziehung zu tun, sagt Altenburg: „Meine Eltern haben schon gesagt, wenn wir dann angesprochen werden, dann sollen wir es erzählen und das nicht verleugnen, welche Vorfahren wir haben, aber wir sollen gleichzeitig nicht eine große Anerkennung erwarten von unserer Umwelt, nur weil wir Prinz und Prinzessin sind oder eben diese Vorfahren haben.“

Das Bewusstsein um diese Herkunft war aber schon Thema in der Erziehung, ebenso die Weitergabe von Traditionen: So wurde beim Mittagessen am Sonntag das Silberbesteck aufgedeckt, und getrunken wurde aus Gläsern aus dem Korfu-Bestand von Kaiserin Elisabeth. Mit seiner Frau, einer norddeutschen Pastorentochter, und den beiden Töchtern hält er auch einigen Tradition fest: So wird großer Wert darauf gelegt, gemeinsam zu essen – ohne handy und ohne Fernseher.

Ein Aristokrat, der mit der Republik zufrieden ist

Die eigene Geschichte muss man nicht verleugnen oder verstecken – darum hat er auch dieses Buch geschrieben, sagt Leopold Altenburg, er ist aber dankbar dafür, wie sich die Zeiten geändert haben: „Ich finde, dass durch den Staatsvertrag in Österreich 1955 sehr viel aufgearbeitet wurde, was lange Zeit eben nicht der Fall war und schon gar nicht während des Zweiten Weltkriegs, und da sind schon Errungenschaften niedergeschrieben worden, für die es wert ist zu kämpfen. Das die Würde des Menschen unantastbar ist, finde ich ganz wichtig, der Schutz der Minderheiten, Pressfreiheit und und und, das finde ich ganz wichtig, das immer wieder hoch zu halten und sich dessen bewusst zu sein. Und ich bin sehr zufrieden mit der Republik – viele denken, weil ich Aristokrat bin und diese Vorfahren hab’, dass ich automatisch ein Monarchist bin, das bin ich aber nicht.“

Man sollte sich allerdings auch ansehen, was man aus dem Zusammenleben im Vielvölkerstaat lernen kann – denn zerbrochen ist er am aufkeimenden Nationalismus, so Altenburg.