Wenn man Enzian hört, dann denken die meisten Menschen an kleine blaue Blumen, die auf Bergwiesen blühen – doch der arzneilich verwendete Enzian ist weder klein noch blau: Er überragt mit einer Höhe von bis zu eineinhalb Metern die meisten Pflanzen in seiner Umgebung und fällt zugleich durch seine leuchtend gelben Blüten auf.
Der gelbe Enzian ist eine mehrjährige Pflanze, die bis zu 60 Jahre alt werden kann; er wächst allerdings sehr langsam und blüht meist erst nach zehn Jahren zum ersten Mal.
Die Kraft steckt in der Wurzel
Seine Heilkräfte findet man in der Wurzel – diese kann bis zu einem Meter lang und mehrere Kilo schwer werden. Auf der Almwiese einfach ausgraben geht aber nicht, sagt Kräuterexpertin Christine Lackner: „Der Enzian – der blaue wie der gelbe – ist geschützt, also nie einfach ausgraben. Das hat auch keinen Sinn, weil man bekommt die getrockneten Wurzeln ohnehin in der Apotheke zu kaufen.“
Sendungshinweis:
„Sommerzeit“, 30.7.2019
Gelber Enzian ist extrem bitter – das liegt an der Substanz Amarogentin: „Da reicht ein Gramm, um 50.000 Liter Wasser noch immer bitter schmecken zu lassen – und das extrem Bittere ist für die Verdauung fantastisch“, so Lackner. Schon die Römer nutzten daher den gelben Enzian als pflanzliches Bittermittel bei Magen-Darm-Beschwerden, und im Mittelalter galt die Wurzel sogar als Universalheilmittel, denn Pflanzen, die Bitterstoffe enthielten, erschienen damals als besonders wirksam.
Bei Verdauungsproblemen aller Art
Gelben Enzian gibt es unter anderem als Tee oder in Form von Tropfen, er hilft bei Beschwerden wie Appetitlosigkeit, Völlegefühl, Blähungen und Gallenstörungen. Enzian-Inhaltsstoffe können aber auch festsitzenden Schleim aus den Atemwegen lösen. Allerdings, so Lackner, „Menschen mit hohem Blutdruck müssen aufpassen und auch Schwangere, da ist der Enzian absolut kontraproduktiv, denn er steigert Wehen und Blutdruck“.