Periodensystem
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Das kleinste Element als „next big thing“

„The next big thing“ – das nächste große Ding: So nennen Fachleute schon jetzt das kleinste aller in der Natur vorkommender Elemente: Wasserstoff. Warum es unsere Zukunft verändern kann, erklärt Timm Koch im Buch „Das Supermolekül“.

Wasserstoff, kurz H vom lateinischen Hydrogenium, steht am Anfang von so ziemlich allem: dem Periodensystem, dem ganzen Universum und vielleicht auch unserer Zukunft. Es ist das einfachste aller Elemente – denn es besteht nur aus einem einzigen positiv geladenen Kernbaustein, dem Proton, den ein negatives Elementarteilchen, das Elektron umkreist.

Sendungshinweis:

„Guten Morgen, Steiermark“, 28.7.2019

Ein geselliges Element

In kosmologischen Maßstäben ist Wasserstoff „eh recht bald“ nach dem Urknall entstanden und hat sich seither recht gleichmäßig über das ganze Universum ausgebreitet. Wasserstoff ist der Brennstoff, der dafür sorgt, dass die Sonne leuchtet, Wasserstoff könnte aber auch auf der Erde für eine sauberere Energiezukunft sorgen – Wasserstoff ist nämlich nicht so gerne allein: Das Element geht viele chemische Verbindungen ein, am häufigsten mit Sauerstoff, das nennt man dann Wasser.

Genau das ist der springende Punkt – aus der Schule können manche sich vielleicht noch an die sogenannte Knallgasexplosion erinnern: Dabei wird Wasser mittels zweier Elektroden, durch die Strom fließt, in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt. Lässt man die beiden Gase dann wieder zusammen und zündet sie an, wird Energie frei.

Buchtipp
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Die kann man natürlich auch sinnvoll nutzen, indem man die turbulente Gashochzeit gesittet in einer sogenannten Brennstoffzelle ablaufen lässt. Dabei entsteht wieder Strom und quasi als Nebenprodukt Wasser. Doch warum macht man das nicht schon längst? Dieser überaus berechtigten Frage versucht Timm Koch in seinem Buch auf den Grund zu gehen, und zwar auf vielen Ebenen. Auf der politischen zum Beispiel: Da ist es wohl derzeit noch eine Frage des Lobbyings, warum man immer noch auf fossile oder auch atomare Energien setzt.

Harte Kritik und vielversprechende Ideen

Der Autor analysiert aber auch die praktischen Probleme, die Wasserstoff mit sich bringt: Weil das Molekül so klein ist, lässt es sich nämlich nur sehr schwer irgendwo einsperren. Natürlich klingt es gut, Wasserstoff so zu tanken wie heute noch Benzin oder Diesel und dann damit Brennstoffzellen – also eigentlich Elektroautos – zu betreiben; oder gleich einen Lkw, einen Bus, eine Lok oder vielleicht auch einen Schiffsmotor. Das mit dem Aufbewahren in einem Tank funktioniert nur leider im Moment noch nicht zur vollständigen Zufriedenheit.

Aber im Buch werden auch durchaus vielversprechende Ideen aufgezeigt, mit denen vielleicht in Zukunft dieses Problem gelöst werden könnte. „Das Supermolekül“ ist an sich ein sehr spannendes Buch, das genau zum richtigen Zeitpunkt kommt: Es zeigt Zusammenhänge auf, die einen Kopf schütteln machen, es beschreibt aber auch Lösungsansätze, die optimistisch stimmen. Einen Minuspunkt gibt es allerdings für die unnötig polemische Sprache, die der gelernte Philosoph Koch zwischendurch verwendet.