Seiichi Furuya Memoires
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Kultur

Seiichi Furuya: Fotografie als Erinnerung

In seinen Fotos beschäftigt sich der Wahl-Grazer Seiichi Furuya vor allem mit schwierigen, autobiografischen Fragen. Für sein Lebenswerk wurde er nun mit dem Staatspreis für künstlerische Fotografie ausgezeichnet.

„Ich bin mit 23 aus Japan, aus meiner Heimat weggegangen und zufällig nach Graz gekommen – aber ich bin immer ein Fremder, und dieser Zustand ist vielleicht für einen Künstler sehr wichtig“, so Furuya, 1950 in Japan geboren und Camera-Austria-Mitbegründer.

„Ohne Fotografie wäre mein Leben nicht möglich“

Seiichi Furuyas Bilder werden in aller Welt gezeigt, derzeit etwa in Ausstellungen in der Schweiz oder in Tokyo, im Februar ist eine große Schau in Hamburg geplant – für den Künstler selbst sind sie vor allem Erinnerungen an sein Leben, ein Leben, das es nicht immer gut gemeint hat: So verlor er schon in frühen Jahren seine geliebte Frau Christine – Schizophrenie hatte die junge Grazerin in den Tod getrieben.

Fotograf Seiichi Furuya beim Fotografieren
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Ein Thema, über das der Künstler sehr offen spricht und das seine Arbeit bis heute prägt: „Ohne Fotografie wäre mein Leben, wie ich es jetzt lebe, nicht möglich gewesen, und ich bin auch froh, dass es Fotografie gegeben hat – besonders die vielen Fotos meiner Frau“, erzählt Furuya. Die sieben gemeinsamen Jahre verewigte Furuya in seinem berühmten mehrbändigen Fotobuch-Werk „Memoires“ – für den Künstler ein Weg, seinem Schicksal letztlich doch noch zu verzeihen.

Fotobücher als Lebenswerk

Unzählige Momentaufnahmen machte Seiichi Furuya von seinem Leben – von Stationen in Wien, in Dresden oder Ostberlin und letztlich wieder in Graz, wo er Kontakt zum Grazer Forum Stadtpark hat und später Teil der Camera Austria wird.

Alle wichtigen Aufnahmen finden sich heute in seinem Fotobuch-Werk „Memoires“. Nicht in den Fotos, sondern in seinen Fotobüchern sieht Seiichi Furuya heute sein Kunstwerk – sie erzählen Geschichten und erwecken die Bilder zum Leben.

Fotobuch von Seiichi Furuya „Memoires“
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Etwas faszinierte den Foto-Künstler bei seiner Ankunft in Österreich besonders. Es war die Staatsgrenze, die er aus seinem Leben in Japan so nicht kannte, wie er erzählt: „Es geht um die österreichische Staatsgrenze, weil ich aus Japan komme und wir haben keine sichtbare Grenze – alles rundherum ist Meer und für mich war es absolut undenkbar, wie diese Staatsgrenze aussehen soll.“ Diese Fotografien zählen ebenfalls zu den berühmtesten Motiven seiner Fotobuchbandreihe.

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 9.10.2019

Bildauswahl in Albertina ausgestellt

Als Erster fotografierte er damals den Eisernen Vorhang an der österreichischen Grenze – erfasst über Felder, Wiesen und Wachtürme. Damals schenkte man den Aufnahmen keine Bedeutung, wie der Künstler sagt – heute sei das anders, in einer Zeit, wo das Thema Grenzen erneut im Fokus steht: 29 seiner Grenz-Bilder erwarb etwa im Jahr 2016 die Albertina, zuletzt war die Serie in Zagreb zu sehen.

Seiichi Furuyas Werke sind politisch und persönlich zugleich – eine Spurensuche und ein Lebenswerk, für das der in Graz lebende Künstler am Freitag den mit 25.000 Euro dotierten Staatspreis für künstlerische Fotografie erhielt. Furuya ist der neunte Preisträger seit dem Jahr 1991.