Lukas-Walcher und Mathias-Lodd in Manaraga
Johanna Lamprecht
Johanna Lamprecht
Kultur

„Manaraga“: Wo Bücher zum Grillen da sind

Vladimir Sorokin ist einer der bedeutendsten und zugleich angefeindetsten Schriftsteller Russlands. In Kooperation mit dem steirischen herbst zeigt das Schauspielhaus Graz sein Werk „Manaraga – Tagebuch eines Meisterkochs“.

Vor Jahren verbrannten Ultranationalisten in Russland Sorokins Bücher – das Bücherverbrennen als lukullischen Nervenkitzel stellte der russische Autor nun in das Zentrum seines jüngsten Romans, der in einer vielleicht gar nicht zu fernen Zukunft spielt, in der Bücher der Digitalisierung zum Opfer gefallen und zu Mangelware geworden sind.

Lukas Walcher und Mathias Lodd
Johanna Lamprecht

Eine Mangelware, um die sich ein illegaler Gourmetzirkel dreht, der auf den Seiten gestohlener Bücher Delikatessen zubereiten lässt: Book’n’Grill ist für sie der letzte Schrei auf dem Markt der Dekadenz. Ob Stör auf Dostojewski oder Seeteufel auf Platonow: „Allzeit das rechte Buch in den Flammen – es lebe hoch“, lautet das Motto. „Es hat etwas sehr Beklemmendes. Die Vorstellung ist geschichtlich konnotiert, das macht das Buch auch so aktuell“, gibt Regisseurin Blanka Rádóczy zu bedenken.

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 10.10.2019

Das Publikum als Teil der Dinnergesellschaft

Der Ungar Geza hat sich als Teil der „Büchergrillmafia“ auf Erstausgaben russischer Klassiker spezialisiert – herbeigeschafft von Kriminellen, die sie aus Museen stehlen. Das Publikum wird dabei zu Statisten des Gaumenkitzels, wird zum Teil der sündhaft teuren Grill-Dinners.

2035 hat Sorokin seine bibliophilen Gelage angesiedelt: Man jettet mit Geza um die Welt zu dessen skurriler Klientel, bis er auf dem Berg Manaraga seine Book’n’Grill-Ehre auf dem Markt tausendfach kopierter Bücher opfert.