Sandra Krautwaschl
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Wahl 19

Krautwaschl: Plastikfrei durchs Leben

Sandra Krautwaschl kämpft zum ersten Mal als Spitzenkandidatin um den Einzug der Grünen in den Landtag – und die Zeit scheint günstig, dass die 48-Jährige ihre Partei zu neuer Landtagsstärke führen könnte.

Sandra Krautwaschl arbeitet seit rund 20 Jahren als Physiotherapeutin in verschiedenen Behindertenbetreuungseinrichtungen. Seit 2010 ist sie Gemeinderätin in Eisbach, das 2015 mit Gratwein-Straßengel fusioniert wurde. Im selben Jahr zog sie in den Landtag ein, wo sie für die Grünen unter anderem für die Bereiche Umwelt, Soziales und Gesundheit zuständig ist; ein Jahr später wurde Krautwaschl dann Mitglied des Landesvorstands der Grünen.

Seit Jänner an der Parteispitze

Im Jänner kam es dann zur Rochade an der Spitze der steirischen Grünen: Lambert Schönleitner, der 2015 bei der Landtagswahl zwar ein Rekordergebnis, im Verhältnis aber dennoch nur mäßigen Erfolg verbuchen konnte, übergab seine Position als Spitzenkandidatin für die Landtagswahl an Krautwaschl, die nun den günstigen Windschatten der Nationalratswahl nützen soll. Die 48-Jährige ist verheiratet und hat drei Kinder; sie selbst bezeichnet sich als „radikale Optimistin“ und gilt als „Öko-Aktivistin“.

„Kein Heim für Plastik“

2009 startete Krautwaschl mit einem persönlichen Projekt: Einen Monat lang versuchte sie, gemeinsam mit ihrer Familie in ihrem Haushalt auf Plastik zu verzichten. Die fünfköpfige Familie stellte sich fortan Fragen wie „Plastik- oder Glasflasche?“ und womit man andere Dinge, die aus Plastik sind – etwa die Zahnbürste – ersetzen kann; in weiterer Folge wurde der gesamte Haushalt umgekrempelt und das Experiment unter dem Titel „Kein Heim für Plastik“ dokumentiert.

Sandra Krautwaschl
Sandra Krautwaschl

Auslöser für das Experiment sei der Film „Plastic Planet“ gewesen, der 2009 in den Kinos lief: „Bei mir hat damals der Film das Gefühl ausgelöst, man kann so nicht weitermachen. Man kann nicht einfach weiter den Planeten so vermüllen und gleichzeitig die gesundheitlichen Aspekte von Plastik ignorieren. Ich wollte einfach persönlich etwas verändern – aus meiner Ohnmacht herauskommen war mein Antrieb“, so Krautwaschl, die ihre Erfahrungen auch in einem Buch mit dem Titel „Plastikfreie Zone“ niederschrieb.

Sendungshinweis:

„Radio Steiermark-Spezial“, 11.11.2019

Der Verschwendung ein Ende setzen

Im kommenden Jahr erscheint ein weiteres Buch mit dem Titel „Verschwendungsfreie Zone“: „Das beschäftigt sich eben damit, wie unser verschwenderischer Umgang, der teilweise durch das Wirtschaftssystem auch fast erzwungen wird, sich auf Klimakrise und die Umwelt auswirkt, aber auch, was Einzelne und die Politik tun können, um das zu verändern“, so die Politikerin.

Fotostrecke mit 20 Bildern

20 Fragen an Sandra Krautwaschl
APA/Erwin Scheriau/ORF
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Und so hält die Spitzenkandidatin der steirischen Grünen auch einige Tipps parat, wie man als Einzelperson oder im Familienhaushalt Plastik vermeiden kann: „Prinzipiell sag’ ich immer, mit dem Einfachsten beginnen, also diese ganz grundlegenden Dinge, dass ich immer Stofftaschen oder auch Behälter mithabe, wo ich mir Wurst und Käse reintun lassen kann oder solche Dinge. Das klingt banal, ist aber doch etwas, das bei weitem nicht selbstverständlich ist.“ Dadurch würden auch kleinere, regionale Betriebe unterstützt werden und nachhaltiges Wirtschaften vorangetrieben werden, betont Krautwaschl.

Qualität statt Quantität bei den Wahl-Goodies

Auch im Wahlkampf werde versucht, auf unnötigen Müll zu verzichten, so Krautwaschl weiter: „Wir bemühen uns schon seit Jahren, wirklich nur nachhaltige Wahlgeschenke zu verwenden. Wir haben eine Fairtrade-Schokolade und einen Bio-Honig aus der Region als Wahl-Goodies, und es macht für mich einfach total Sinn, auf Qualität anstatt auf Menge zu setzen.“

Wahlkampf Grüne
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Überhaupt gebe es in der Steiermark nach wie vor großes Potenzial, Wegwerfplastik zu vermeiden: Einerseits würde es auf Bundesebene ein Gesetz brauchen, in dem Mehrwegquoten verankert sind, und andererseits sollte auch ein verpflichtendes Pfandsystem eingeführt werden, so Krautwaschl. Auch Initiativen wie etwa der „Backcup“ – ein Mehrweg-Pfandbecher der Stadt Graz – könnten Krautwaschl zufolge noch ausgeweitet werden, um Betriebe zu unterstützen. „Ich habe damals einen Steiermark-Becher gefordert, der ist leider bis jetzt nicht durchgesetzt, aber vielleicht kommt das ja noch.“

So läuft der Wahlkampf der Grünen

Die Grünen wollen den Rückenwind der Nationalratswahl auch in der Steiermark nutzen. Ulli Enzinger hat den Wahlkampf der Grünen einen Tag lang begleitet.

„Eine Frage der Prioritäten“

Es gebe viele Bereiche in Sachen Klimaschutz, bei denen man in der Steiermark sofort tätig werden könne – dafür brauche es auch eine deutliche Stärkung der Grünen. Und politische Anreize, um Maßnahmen in die richtige Richtung zu lenken, etwa bei der thermischen Sanierung von Gebäuden oder kommunalen Wohnhäusern. „Da ist auch sehr viel regionale Wertschöpfung drin, die Budgetmittel gibt es, es ist nur eine Frage der Prioritäten, die man setzen und verteilen will“, so Krautwaschl. Und dass man eine ökosoziale Steuerreform brauche, das würden alle Experten sagen.

Sandra Krautwaschl (Grüne), Erstwähler Karim Tahawar und ORF Steiermark-Redakteurin Birgit Zeisberger
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Sandra Krautwaschl im Gespräch mit Erstwähler Karim Tahawar und ORF Steiermark-Redakteurin Birgit Zeisberger

Bei den ihr am Herzen liegenden Themen spielen aber auch Pflege und Gesundheit eine große Rolle: Die Frage dabei sei, ob man immer weiter Lücken stopfen oder tatsächlich ein zukunftstaugliches System schaffen wolle. Dazu gehörten die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung – auch über einen höheren KV – für Pflegekräfte. Gestärkt werden müssten die mobile Pflege und die pflegenden Angehörigen – „wie so oft landet das Geld in den falschen Strukturen, etwa gewinnorientierten privaten Pflegeheimen“.

Grüne mit Rückenwind

Die Stimmung für die Grünen beurteilt die Spitzenkandidatin als gut: Viele ältere Menschen hätten sie bei Wahlkampfeinsätzen angesprochen und gesagt, sie hätten für Grün bei der Nationalratswahl gestimmt, sie würden es auch bei der Landtagswahl tun.

Sandra Krautwaschl zu Gast im „Steiermark heute“-Studio

Auch Franz Neger hat mit der Spitzenkandidatin der Grünen über die wichtigsten Wahlkampfthemen gesprochen.

Die Koalitionsverhandlungen auf Bundesebene zwischen Werner Kogler und Sebastian Kurz beurteilt Krautwaschl – sie hatte im Sommer noch Skepsis gegenüber dieser Variante geäußert – positiv: „Ich vertraue ganz stark auf dieses Verhandlungsteam, vor allem auf Werner Kogler und seine große Erfahrung, ich sehe da jetzt eine riesige Chance. Ich glaube, alle Seiten haben aus der Vergangenheit gelernt und auch daraus, wie die letzte Regierung gescheitert ist, und ich glaube, es sind sich alle dieser Verantwortung sehr bewusst und deshalb bin ich zuversichtlich, dass das jetzt gut gehen kann.“