Schnitzlers Reigen
Dobrowsky & Steinbauer
Dobrowsky & Steinbauer
Kultur

Schnitzlers „Reigen“ zeigt die Doppelmoral

Vor 30 Jahren – im Herbst 1989 – hat das Schauspielerduo Steinbauer & Dobrowsky Arthur Schnitzlers „Reigen“ im Grazer Theatercafé präsentiert. Nun wird das Stück im historischen Ambiente, einer Kegelbahn aus dem Jahr 1899, aufgeführt.

Es war ein Startschuss in die freie Szene, den das Theaterduo vor 30 Jahren in Graz setzte – und es schreibt seither Bühnengeschichte: Die gebürtige Würzburgerin Dorothea Steinbauer und der Leobener Wolfgang Dobrowsky sind ein kongeniales, kreatives Künstlerpaar, das Stücke von Beckett bis Goethe, von Schnitzler bis Shakespeare auf die Bühnen brachte.

Schnitzlers Reigen Steinbauer Dobrowsky
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Dorothea Steinbauer & Wolfgang Dobrowsky

Veranstaltungstipp:

Arthur Schnitzlers „Reigen“ ist noch bis Ende Oktober im historischen Ambiente einer Kegelbahn aus dem Jahr 1899 in der Münzgrabenstraße 4 zu sehen.

Schnitzlers skandalöser „Reigen“

Der „Reigen“ von Arthur Schnitzler erschien 1900 erstmals als Privatdruck, 1903 wurde er veröffentlicht und galt als „Skandalstück“, in dem es um Machtverlangen und Enttäuschung geht. Erst 1920 wurde es in Berlin von Max Reinhardt uraufgeführt – und von der Kritik heftig verunglimpft. Schnitzler entschloss sich daher 1922, den „Reigen“ nicht mehr aufzuführen und belegte das Stück mit einem Aufführungsverbot, das bis 1982 galt.

Der Reigen schließt sich

Bereits sieben Jahre nach der Aufhebung des Aufführungsverbotes wagte sich das damals junge Künsterduo Steinbauer & Dobrowsky an eine Inszenierung in Graz – und fast genau auf den Tag 30 Jahre später inszeniert das Bühnenpaar nun eine Version, die fast völlig ohne Requisiten auskommt. Eine große Herausforderung für die Schauspieler und für das Publikum, so Wolfgang Dobrowsky: „Ich denke, dass das Publikum sich die besseren Bilder macht, als wir in der Lage wären, diese Bilder zu schaffen.“

Schnitzlers Reigen Wolfgang Dobrowsky
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Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 22.10.2019

Bilder einer Gesellschaft

Das Stück präsentiert einen Querschnitt der Wiener Gesellschaft aus allen sozialen Schichten um die Jahrhundertwende: Fünf Männer und fünf Frauen begegnen sich jeweils paarweise in insgesamt zehn Szenen mit erotischen Dialogen. Jede dieser Figuren tritt in zwei aufeinander gespielten Szenen auf, bis der Reigen wieder von vorne beginnt. Die einzelnen Charaktere verbindet nicht eine tiefe innige Beziehung, sondern die Begierde und das kurzfristige amouröse Abenteuer.

Schnitzlers Reigen Dorothea Steinbauer
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Ein aktueller Bezug

Dorothea Steinbauer sieht die aktuelle Inszenierung auch durchaus in der Gegenwart verortet: „Was bei dieser Version auch toll herauskommt, ist eigentlich genau das, worum es geht und das, was sich so ähnelt, unabhängig von Herkunft, Stand, Alter – und ich glaube, es gibt auch dem Publikum die Möglichkeit, das zu reflektieren.“