Mario Kunasek und Norbert Hofer
APA/ERWIN SCHERIAU
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Politik

FPÖ setzt wieder auf Migration

Genau einen Monat vor der Landtagswahl ist die steirische FPÖ am Donnerstag offiziell in den Wahlkampf gestartet. Die Ziele der Freiheitlichen: mindestens 20 Prozent der Stimmen und Platz zwei – sie sollen mit dem Leibthema Migration erreicht werden.

Die FPÖ hat schon einmal stimmungsvollere Wahlkampfauftakte als jenen am Donnerstag in Leoben gesehen – soviel ist gewiss. Umso lebhafter warnten der Spitzenkandidat für die Landtagswahl am 24. November, Mario Kunasek, und Bundespartei-Chef Norbert Hofer vor neuen Migrationsströmen und einer Regierungsbeteiligung der Grünen.

FPÖ-Wahlkampfauftakt
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Kunasek, der erst in den vergangenen Tagen in Bosnien war, um sich jene Flüchtlinge anzusehen, die wahrscheinlich nicht mehr vor der Wahl in die Steiermark vordringen, beschwerte sich über die verantwortlichen Politiker, die sich im „Elfenbeinturm verstecken“ würden: „Pfui, liebe ÖVP und SPÖ!“ Er habe sich in Bihac ein Bild von der Lage gemacht, berichtete er dem mehr oder weniger lauschenden Publikum in Leoben.

Sendungshinweis:

„Radio Steiermark-Journal“, 25.10.2019

„Mit der FPÖ wird nichts vertuscht“

In dem Moment schlängelte sich ein junger Mann mit Dreadlocks durch die Reihen, in seinem Rucksack spielte ein Musikbox die Vengaboys mit „Ibiza“ – das war aber auch das einzige Mal, dass an diesem Abend dieses Wort fiel. Weder Kunasek noch Hofer erwähnten die Skandale der vergangenen Wochen – nicht einmal der Name Strache war zu hören. Dafür wetterte Kunasek gegen Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ), die „Missstände im Sozialsystem vertuschen“ wolle: „Mit der FPÖ wird nichts vertuscht“, so Kunasek. Man wolle kein zweites Mal Flüchtlingsankünfte wie 2015: „Solche Menschen wollen und brauchen wir nicht in der Steiermark“, so die von den Blauen bekannten Parolen gegen Fremde.

Mario Kunasek
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Der ehemalige Verteidigungsminister will stattdessen mehr Geld für das Bundesheer, und der momentane Innenminister solle endlich neue Hubschrauber anschaffen, so der Appell in Richtung Wien.

„Politische Vitaminspritze“ für Schützenhöfer

Danach setzte es noch einige Seitenhiebe gegen die steirischen Landesregierer: „Ich erwarte mir von einem Landeshauptmann mehr, als von einem zum nächsten Weinfest zu tingeln und Blumenköniginnen abzubusseln.“ Es brauche einen neuen Landeshauptmann oder eine „politische Vitaminspritze“ für Hermann Schützenhöfer (ÖVP). Diese will die FPÖ sein, allerdings glauben die Blauen, dass der Landesvater ohnehin bald an „Kronprinz“ und „Zusperrlandesrat“ Christopher Drexler (ÖVP) das Zepter übergeben werde: „Wer Schützi wählt, bekommt Drexler“, so Kunasek. Dieser sei ein „Intellektueller“, nicht bürgernah und „alles andere als ein Landesvater“.

Schickhofer „höchstens Beiwagerl“

Dann schoss sich Kunasek auf SPÖ-Landeschef Michael Schickhofer ein, „Totalversager und Chef der Nadelstreifsozialisten in der Steiermark“: Dieser habe „nicht einmal die Knappenprüfung geschafft“, sei „höchstens Beiwagerl von Schützenhöfer“ und habe „ministrieren dürfen“, wenn der Landeshauptmann sprach. Kunasek ist überzeugt, dass die FPÖ „zumindest den zweiten Platz“ schaffen werde. Er gab das Motto für die kommenden Wochen aus: „Arbeiten und nicht streiten.“

Hofer: „Land nicht den Grünen überlassen“

Hofer unterstrich Kunaseks Ansagen: „Wir dürfen das Land nicht den Grünen überlassen.“ Man gehe auf schwierige Zeiten zu, meinte der FPÖ-Chef, und warnte vor „falschen Politikern, wie den Grünen“. Mit diesen seien die Grenzen offen.

Norbert Hofer
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Vorbild Orban

Auch Hofer schoss sich vor allem auf das Migrationsthema ein und sprach von anderen „Einzelfällen“ als jenen bei der FPÖ, nämlich von beinahe täglichen Messerstechereien: Es gebe zwar viele tüchtige Einwanderer, aber auch viele, die das Sozialsystem ausnutzen würden. In dem Zusammenhang bezeichnete Hofer den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban als „großartigen Politiker, der auf sein Land schaut“. Einige der hiesigen Politiker könnten sich von ihm ein Stück abschneiden, er sei „ein Vorbild für uns“, so Hofer. Beim Thema Islam betonte der FPÖ-Chef: „Der Islam ist kein Teil unserer Geschichte und Kultur und wird niemals Teil sein, niemals.“

Freibier bis zum Schluss

Zum Abschluss wurden alle Funktionäre auf die Bühne geholt und Fahnen geschwenkt, während sich die Reihen vor der Bühne rasch lichteten. Insgesamt dürften wenige Hundert Zuschauer den Wahlkampfauftakt am Leobener Hauptplatz begleitet und besucht haben. Als Einheizer spielte diesmal übrigens statt der blauen Parade-Gruppe, der John Otti Band, das Trio Grenzenlos auf – und der gratis Biervorrat reichte diesmal bis zum Schluss.