Mann bei der Stimmabgabe in einem Wahllokal
ORF.at/Zita Klimek
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Wahl 19

Die Landtagswahl im Detail

Wer sind die Kernwähler einer Partei? Warum schneiden einige Parteien in Gemeinden besser ab? Und wie beeinflusst der Bildungsstand das Wahlergebnis? Diesen Fragen ist die FH Joanneum im Auftrag des ORF Steiermark nachgegangen.

Die steirische ÖVP eroberte bei der Landtagswahl am Sonntag Platz eins zurück. Herbe Verluste gab es für SPÖ und FPÖ, die Grünen hingegen können ihren Aufwärtstrend auch in der Steiermark nützen, und sowohl KPÖ als auch NEOS schaffen den Einzug in den Landtag – mehr dazu in Briefwähler brachten Mandatsverschiebung, Die ÖVP ist am Zug, in Die Reaktionen der Parteispitzen, in Die Reaktionen der Bundesspitzen und in Von Jubel bis „Watschn“.

VAE LTW19 Steiermark
SORA/ORF

Im Auftrag des ORF Steiermark hat das Institut Journalismus und Public Relations (PR) der FH Joanneum eine Spezialauswertung für die steirischen Gemeinden durchgeführt. Dabei wurden insgesamt mehr als 21.000 Einzeldaten recherchiert und auf der Basis des vorläufigen Wahlergebnisses (ohne Wahlkarten) für einige besonders auffällige Themen ausgewertet.

Bevölkerung und Migrantenanteil

Der Migrantenanteil (Landesschnitt: 11 Prozent – davon sind 6,4 Prozent EU-Migraten, 4,6 Prozent stammen aus Nicht-EU-Ländern) liegt zwischen 0,4 (Miesenbach bei Birkfeld) und 23,1 (Graz) Prozent, vier Prozent sind EU-Migranten. Eine hohe kommunale Wohnbevölkerung wirkt sich auf das Wahlergebnis der Volkspartei negativ, auf die Ergebnisse von Grünen, Kommunisten und NEOS positiv aus.

Ebenso verhält es sich mit dem Migrantenanteil: Je höher dieser in einer Gemeinde ist, desto schlechter schneidet die ÖVP im Gegensatz zu Grünen, KPÖ, NEOS, aber auch zur SPÖ ab. Dabei spielten die prozentuellen Anteile von EU-Migranten oder Nicht-EU-Migranten an der Wohnbevölkerung keine Rolle.

Bevölkerungsdichte, Pendlerbilanz und Infrastruktur

Im Vergleich zur letzten Landtagswahl 2014 weisen 134 Gemeinden eine Bevölkerungszunahme auf, in 151 Kommunen reduzierte sich die Bevölkerung. Neben dem dicht besiedelten Graz gelten 43 Gemeinden als mittel und 243 als dünn besiedelt. 50 Kommunen sind Einpendler-, die übrigen 243 sind Auspendlergemeinden.

In Abwanderungsgemeinden fallen die Wahlergebnisse von Volkspartei und Sozialdemokraten besser aus als in Zuwanderungsgemeinden, bei Grünen, Kommunisten und NEOS ist es umgekehrt. Die Wahlergebnisse von SPÖ, Grünen, Kommunisten und NEOS sind in mittel besiedelten Gemeinden wesentlich besser als in dünn besiedelten – hier ist es bei der Volkspartei umgekehrt.

In Gemeinden mit einer negativen Pendlerbilanz – es gibt also mehr Aus- als Einpendler – ist das Wahlergebnis der Volkspartei besser als in solchen mit einer positiven; genau umgekehrt verhält es sich für SPÖ, Grüne, KPÖ und NEOS. Die örtliche Infrastruktur (Postämter, Schulen, Gastronomie, Kindergärten usw.) hat keinen Einfluss auf das Wahlverhalten.

Stadt- und Landgemeinden

35 steirische Gemeinden sind städtische, 252 sind ländliche Gemeinden: Die Volkspartei weist in ländlich geprägten Gemeinden wesentlich bessere Wahlergebnisse auf als in städtisch geprägten.

Dort punkten alle anderen Parteien außer die Freiheitlichen, deren Wahlergebnisse sich in ländlichen oder städtischen Siedlungsgebieten kaum unterscheiden.

Bildung

Unter den ausgewerteten Wahlberechtigten verfügen 23,7 Prozent über einen Pflichtschulabschluss, 57,3 Prozent haben eine Lehre bzw. BMS absolviert, 11,5 Prozent sind Maturanten und 5,8 Prozent sind Absolventen einer Hochschule.

Für Grüne, KPÖ und NEOS gilt: Je höher der Prozentanteil an formal höher Gebildeten in einer Gemeinde ist, desto besser fallen die jeweiligen Wahlergebnisse aus – dabei spielt es keine Rolle, ob die Gesamtbevölkerung oder nur die Wahlberechtigten in die Berechnungen Einlass finden.

Die SPÖ schneidet in Gemeinden mit einem hohen Anteil an Personen mit einem Lehr- bzw. BHS-Abschluss wesentlich besser ab als in Gemeinden mit einem hohen Anteil an Universitätsabgängern; ÖVP und FPÖ profitieren vor allem von hohen Prozentanteilen an Pflichtschul-, Lehr- und BMS-Absolventen, hohe Prozentanteile von Maturanten oder Hochschulabsolventen wirken sich negativ auf deren jeweiliges Gemeindeergebnis aus.

Berufliche Position

34,4 Prozent der Wahlberechtigten sind Arbeiter, 51,9 Prozent Angestellte, und 13,7 Prozent sind selbstständig. Je höher der Arbeiteranteil ausgeprägt ist, desto schlechter schneiden Grüne, Kommunisten und NEOS ab, für den Angestelltenanteil gilt das Gegenteil, wo die Volkspartei tendenziell schlecht abschneidet.

Darüber hinaus hat ein hoher Anteil an Selbstständigen negative Auswirkungen auf die Wahlergebnisse von SPÖ, Grünen und KPÖ. Die Volkpartei punktet vor allem in Gemeinden mit hohen Prozentanteilen an Arbeitern und Selbstständigen.

Bruttoeinkommen

Auf Gemeindeebene liegt das durchschnittliche Bruttogehalt von unselbstständig Beschäftigten bei etwas mehr als 35.000 Euro pro Jahr. In 124 Gemeinden liegen die Durchschnittsgehälter über, in 163 unter dem Landesschnitt. Je höher das Durchschnittsbruttoeinkommen von unselbstständig Beschäftigten ist, desto besser schneiden Grüne, KPÖ und NEOS ab, bei der Volkspartei und der FPÖ verhält es sich umgekehrt.

In Gemeinden, die über dem Landesschnitt liegen, fallen die Ergebnisse der SPÖ, der Grünen, der KPÖ und von NEOS wesentlich besser aus als in Gemeinden mit einem unterdurchschnittlichen Bruttoeinkommen.

Berufssparten

Je höher der Anteil an Beschäftigten in der Land- und Forstwirtschaft in einer Gemeinde ist, desto besser schneidet die ÖVP ab – für SPÖ, Grüne, Kommunisten und NEOS gilt das Gegenteil.

Mit steigendem Anteil an Beschäftigten in Industrie und Gewerbe schneidet die SPÖ besser ab, bei Grünen, Kommunisten und NEOS ist es umgekehrt – sie profitieren von einem hohen Anteil an im Dienstleistungssektor Beschäftigen, wo die Volkspartei merkbare Schwächen zeigt.