Theaterstück „Staub“
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Kultur

„Staub“ zeigt die Facetten des Wohnens

Die ehemalige Grazer Stadtschreiberin Barbi Markovic hat ein Theaterstück mit dem Titel „Staub“ geschrieben – dabei geht es um die Frage, wie wir in Zukunft wohnen wollen. Zu sehen ist es im Grazer Theater im Bahnhof (TiB).

Staub ist ein ungebetener Gast in unseren Wohnungen: Am besten soll er gleich wieder verschwinden. Dabei erzähle er mehr über uns, als wir glauben, betont Autorin Barbi Markovic, die nach „Graz Alexanderplatz“ 2012 zum zweiten Mal mit dem Theater im Bahnhof zusammenarbeitet.

Drei Monologe über Staub

„Der Staub ist gleichzeitig das Private, das, was das Einzigartige in unserer Wohnung ausmacht. In ihm sind Stücke von allem, das in dieser Wohnung ist und von allen, die in dieser Wohnung jemals gewesen sind, und es ist einfach Geschichte“, so Markovic.

Theaterstück „Staub“
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Das Stück besteht aus drei Monologen – gespielt von Eva Hofer, Gabriela Hiti und Lorenz Kabas. „Staub“ wirft sowohl einen Blick in die Vergangenheit, als auch in die Zukunft des Wohnens. Mittels virtueller Brille, die anhand von Staubanalysen Räume rekonstruiert, taucht eine Frau in die Räume ihrer Kindheit ein – angeleitet von einer Staub-Analystin.

„Staub – Eine Reise in die unendlichen Weiten der Immobilien“ geht im Theater im Bahnhof bis Mitte Jänner über die Bühne.

Die virtuelle Wohnung

Aber auch in die schöne, neue Welt der Wohn-Prospekte taucht „Staub“ ein: So bewegt sich Lorenz Kabas etwa mittels VR-Brille durch eine solche stylisch-glatte Wohnung. „Wie wäre es, wenn man dort tatsächlich wohnen könnte. Wenn man sich einfach eine VR-Brille aufsetzt und auf einem Quadratmeter Platz wohnen könnte, aber in einer virtuellen 120 Quadratmeter Wohnung existiert“, erklärt Regisseurin Monika Klengel.

Theaterstück „Staub“
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Es sei eine gewissermaßen staubfreie Gegenwelt zu realen Wohnsituationen, die allerdings auch Haken habe, so Klengel: „Wenn ich mir solche ‚gerenderten‘ Wohnungen anschaue, dann denke ich mir immer, das ist so perfekt, und was ich aber am Wohnen mag, ist das Vitale, ein bisschen dreckige. Es ist immer ein bisschen provisorisch, überall entstehen Ecken, wo was ganz Persönliches wächst.“

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 29.11.2019

Kritik an großen Wohnprojekten

Schließlich erweist sich auch diese schöne neue Traumwelt des Wohnens als Dystopie, denn hier komme der soziale Faktor zu kurz – meint Markovic: „Warum werden nur solche Siedlungen gebaut, in denen man Wohnungen um viel Geld kaufen kann – ja, es war Kritik.“

Kritik, die Monika Klengel anhand der Grazer Reininghausgründe konkretisiert: „Ich finde, dass die Grazer Politik zu wenig darauf schaut, wie wir eigentlich leben sollten. Das Wohnen, das Zusammensein ist immer auch ein sehr sozialer Faktor, das vermisse ich total, wenn ich nach Reininghaus schaue, wo ich das Gefühl habe, da geht es um Profit und um das Hochziehen großer Siedlungen, aber nicht darum zu überlegen, was für eine Stadt sollte dort eigentlich entstehen.“