„Das Buch der Schicksale“
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Was sagen die Würfel?

Im 15. Jahrhundert waren sowohl Wahrsagerei als auch das Würfelspiel etwas Verruchtes und Verbotenes. Lorenzo Spiritos Würfellosbuch „Das Buch der Schicksale“ kombiniert beides.

Rund um den Jahreswechsel haben Sterndeuter, Bleigießer, Kartenleger und alle anderen Zünfte, die sich mit einem Blick in unsere Zukunft beschäftigen, Hochsaison. Sogenannte Losbücher gibt es seit dem Mittelalter – Leute verwenden auch sie, um in ihre Zukunft zu blicken, ähnlich Tarotkarten.

Aus dem 15. Jahrhundert

„Das Buch der Schicksale“ ist ein Buch, das ein Würfelspiel mit Orakelsprüchen aus dem 15. Jahrhundert vorstellt. Lorenzo Spirito ertüftelte dieses Wahrsagespiel 1482 in Perugia und gestaltete es sehr kunstvoll mit gemalten Miniaturen.

„Das Buch der Schicksale“
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Ausgangspunkt für dieses Würfelspiel ist das Rad der Fortuna: Hier finden sich 20 zentrale Fragen, die sich Menschen immer wieder stellen, etwa „Wird mein Leben mir Glück bescheren oder nicht?“, „Wird mich meine Angebetete erhören oder nicht?" oder auch – im 15. Jahrhundert gab es noch keinen Ultraschall – „Wird es ein Junge oder ein Mädchen?“

Sendungshinweis:

„Guten Morgen, Steiermark“, 29.12.2019

Für jede dieser Fragen ist ein König zuständig, zu dem man weiter verwiesen wird. Jeder König wiederum leitet zu einem bestimmten Zeichen weiter – das sind zum Beispiel Sonne, Mond, Stern, aber auch Diamant, Ochse, Sirene und Einhorn. Bei diesem Zeichen wird mit drei Würfeln gewürfelt, es gibt 56 mögliche Kombinationen.

Die nächste Station ist eine Sphäre – eine Anleitung ist da zum Beispiel „Geh zur Sphäre des Mondes innen zum Fluss – Tiber“. Dort finde ich den Hinweis „Geh zum Propheten Nabuk zu Vers 40“. Und diese Verse sind Orakelsprüche – zum Beispiel: „Aus dem Ausland – und entfernt verwandt mit dir – kommt ein Mensch, der deinem Leben Glanz verleiht“ oder „Du hast so dummes Zeug von dir gegeben, dass sie dich unerträglich findet und dich hasst“, oder „Die dritte steht dir perfekt zu Gesicht. Die erste und die zweite lass fahren. Sei klug und widersprich mir nicht“.

Man kann es glauben – oder einfach Spaß haben

Dann liest man am besten das, was Lorenzo Spirito diesem „Buch der Schicksale“ vorangestellt hat: "Um aufzuheitern das bedrücke Gemüt ward dieses Werk geschaffen, nicht um Wort für Wort zu glauben, was allhier geschrieben steht. Drum sollt ihr den Fehler unterlassen, an diese Lose allzu fest zu glauben…“ Aber man kann es natürlich auch glauben – oder zumindest einen vergnüglichen Abend verbringen.