Werk von Ödön von Horvath
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Literatur

Grazer Literaturhaus als Horvath-Kosmos

Das Grazer Literaturhaus widmet sich in seiner aktuellen Ausstellung dem Schriftsteller Ödön von Horvath. Von „Geschichten aus dem Wienerwald“ bis hin zu „Kasimir und Karoline“ gibt es dabei einen ganzen Horvath-Kosmos zu erleben.

Ödön von Horvaths Tod ist wohl einer der bekanntesten der Literaturgeschichte: 1938 wurde der erst 37-jährige abergläubische Schriftsteller in Paris von einem Ast erschlagen, nachdem er die Mitfahrt in einem Auto als zu gefährlich abgelehnt hatte – und so kommt es, dass ein Ast auch in die Ausstellungsräume des Grazer Literaturhauses leitet.

Eingang zur Ausstellung über Ödön von Horvath
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Wo die Erotik mit der Politik

Im Schauraum selbst wird dann Horvaths Theaterkosmos und die Faszination seiner politisch-kulturellen Stücke greifbar gemacht: So kreist die Schau um seine großen Themen Erotik, Politik und Ökonomie, „die er auch in ganz virtuoser Art und Weise immer wieder miteinander verflicht. Das ist das Spannende – nämlich dort, wo die Erotik mit der Ökonomie in Konflikt gerät, wo die Politik mit der Erotik in Konflikt gerät“, sagt Kuratorin Nicole Streitler-Kastberger.

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 8.1.2020

Ob in „Geschichten aus dem Wienerwald“, „Italienische Nacht“ oder „Kasimir und Karoline“: Horvath war ein Chronist seiner Zeit, „die geprägt war von Inflation und Wirtschaftskrise und von einem verarmten Mittelstand, der immer wieder versucht hat, zu Geld zu kommen. Vor allem Frauen mussten sich immer wieder geradezu prostituieren, um einen gesellschaftlichen Aufstieg zu erlangen“, so Streitler-Kastberger weiter.

Fotografie aus der Zeit Horvaths mit einer jungen, arbeitsuchenden Frau
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Biografie soll zum Nachdenken anregen

Der eigene Aufstieg war dem Literaten allerdings nur kurz gegönnt – dafür sorgten die Nationalsozialisten: Kurze Versuche als Mitläufer scheiterten, Horvath emigrierte und schrieb sich als Faschismus-Kritiker ein, wenngleich „auch seine Biografie nicht so eine eindeutige Antwort gibt, sondern vielmehr Probleme aufreißt und auch immer noch zum Diskutieren, zum Nachdenken, zur Debatte anregt“, verrät Kurator Martin Vejvar. Wobei Horvath in der Schau selbst mit folgenden Worten zitiert wird: „Ich denke ja gar nichts, ich sage es ja nur.“