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Der Quell des Lebens

Die Folgen eines Vulkanausbruchs im späten 18. Jahrhundert sind der Ausgangspunkt für den neuen Roman des Isländers Bergsveinn Birgisson. „Quell des Lebens“ ist eine bewegende Liebesgeschichte und zugleich eine Warnung vor Umweltzerstörung.

Das Leben des isländischen Volkes sei an einem seidenen Faden gehangen, als im Jahr 1783 der Vulkan ausgebrochen ist – so beginnt Birgisson seinen Roman. Das Ausmaß dieses Ausbruchs muss gigantisch gewesen sein: Das Feuer konnte man „sechs bis sieben Tagesreisen weit“ sehen, fast ein Jahr lang hätte die Erde Feuer und Asche gespieen.

Die Folgen dieses Vulkanausbruchs waren jedenfalls katastrophal: Weite Teile des fruchtbaren Landes wurden verseucht, tausende Tiere verendeten, rund 20 Prozent der Menschen starben den Hungertod. Auch eine Folge auf das Klima hatte dieser Vulkanausbruch: Auf der Nordhalbkugel kühlte es um bis zu 3 Grad ab.

„Quell des Lebens“ – Cover
Residenz Verlag

Island war damals Teil Dänemarks, und der dänische König überlegte damals sogar, die Bewohner – auch gegen ihren Willen – abzusiedeln. Der Hintergedanke dabei: Für die aufkommenden Manufakturen des Königreichs wurden Arbeitskräfte gesucht, die arbeitsfähige Bevölkerung Islands wäre da also willkommen.

„Keine menschenwürdigen Bedingungen“

Bergsveinn Birgisson lässt in „Quell des Lebens“ einen jungen Wissenschaftler im Auftrag des Königs nach Island reisen: Er soll die Zustände auf der Insel erforschen und auch die abgeschiedenste Region Islands vermessen. Anfangs ist Magnus Aurelius Egede von seiner Mission beseelt, akribisch verfasst er seine Berichte an die Auftraggeber. „Menschenwürdige Bedingungen kann man hier selbstverständlich nicht vorfinden“ schreibt er zum Beispiel und weiter: „Die Ernährung besteht mehr oder weniger aus verrottetem Haifisch oder Plattfisch, dem Rochen, der wie ein Pisshaus in einem Armenviertel stinkt. Da sammeln die Menschen Engelswurz und Flechten und sieden daraus einen starken Trunk, von dem jedem zivilisierten Menschen übel wird. Dasselbe ist über den Lebertran zu sagen, den sie zu allen Mahlzeiten trinken.“

Sendungshinweis:

„Guten Morgen, Steiermark“, 23.2.2020

Eine Liebeserklärung an die Natur Islands

Doch je länger Magnus im Land unterwegs ist, desto mehr berühren ihn die raue Landschaft, die archaische Lebensweise – und ganz besonders die Schönheit einer jungen Frau. Der titelgebende „Quell des Lebens“ ist übrigens Wasser aus dem entlegensten Teil der Insel, der nur unter großer Gefahr zu erreichen wird – diesem Wasser wird heilende Kraft zugesprochen und könnte die letzte Rettung für Magnus sein, nachdem ihn ein Eisbär verletzt hat.

Bergsveinn Birgisson wurde für diesen Roman für den isländischen Literaturpreis nominiert – er sieht die Geschichte auch als Liebeserklärung an die intakte Natur Islands.