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Kultur

Bruseum: „Der ferne Klang“ bringt neue Töne

Die Ausstellung ‚Der ferne Klang – Günter Brus und die Musik‘ im Grazer Bruseum zeigt einen bisher fast unbeachteten künstlerischen Zugang: In rund 150 Werken ist Günter Brus’ untrennbare Verbundenheit mit der Musik dokumentiert.

Es war eine besondere Begegnung mit der Musik, die Günter Brus sein ganzes künstlerisches Leben begleiten sollte und Inspiration für sein Werkschaffen wurde: Es waren die Opern „Der ferne Klang“ und „Die Gezeichneten“ von Franz Schreker, die der heutige 81-jährige Künstler 1956 im Österreichischen Rundfunk zum ersten Mal gehört hatte.

Den eigenen Klang gefunden

„Etwas Unfassbares rückte meine Empfindung vom angestammten Platz. Es war etwas passiert, was mit dem Wort ‚Verzauberung‘ landläufig ausgedrückt wird“, so Günter Brus im Rückblick. Als er 1978 seinen großen Dichtungszyklus zu Franz Schrekers Werk schuf, schrieb er noch: „Der ferne Klang als Sehnsucht, den eigenen Klang zu finden“.

Günter Brus – Der ferne Klang
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„Diese Meisteroper von Schreker – es war seine erste Oper – habe ich zum Anlass genommen, ein riesiges Werk zu gestalten, und daraus habe ich das gesamte Libretto abgeschrieben“ so der Künstler.

Der österreichische Komponist Franz Schreker war in den 1920er-Jahren erfolgreich, in der Zeit des Nationalsozialismus wurde seine Musik allerdings als entartet bezeichnet: „Bei Schreker war es so, dass er damals in der Zeit der Schönberg-Nachfolge sehr verrufen war. Er war ein Freund von Schönberg, hatte aber seine eigene Linie gefunden. In den letzten Jahren sind Werke von Schreker wieder verstärkt vor allem in Deutschland aufgeführt worden“, so Brus.

Günter Brus – Der ferne Klang 2 Bilder
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Günter Brus hat sich mit vielen Künstlern, Komponisten und Musikern beschäftigt, unter anderem mit Wolfgang Amadeus Mozart, Franz Schubert, Alban Berg, Hector Berlioz, Wolfgang Rihm und auch mit der steirischen Komponistin Olga Neuwirth.

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 20.2.2020

Im Einklang mit der Musik

Die Ausstellung im Grazer Bruseum, beginnend von den 60er-Jahren bis in die Gegenwart, zeigt Ausschnitte aus Notationen, Textpassagen und auch Porträts von großen Komponisten und Musikern. „Ich habe in meinen Arbeiten, inklusive meiner Aktionen, eine große Bandbreite entfaltet und mich wie ein Fächer durch die ganzen Weltgeschehnisse gearbeitet. In dieser Ausstellung zeige ich nur den einen Aspekt, nämlich den der Musik. Die Musik im allgemeinen hat einen großen Stellenwert in meiner Arbeit.“

Günter Brus – Der ferne Klang, Bruseum
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Das Brus’sche Universum

Peter Peer, der Leiter der Neuen Galerie Graz, über den Künstler: „Man muss das künstlerische Schaffen über die Grenzen, über die Disziplinen hinaus sehen: Brus ist ein interdisziplinärer Künstler, ein mehrfach Begabter, der in der Literatur, in der Bildenden Kunst, in der Performance aber auch in der Musik zuhause ist. Und diese Dinge kann man eigentlich nicht von einander trennen. Jede Ausstellung von Brus – auch wenn sie sich jetzt explizit mit einem anderen Thema beschäftigen würde – lässt all diese Dinge zusammenkommen.“ In die Schau „Der ferne Klang“ kann man noch bis 28. Juni im Bruseum in der Neuen Galerie in Graz eintauchen.