„Dein Graz!“
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Kultur

Kubinzky und „Dein Graz!“

Die Sammlung des Grazer Historikers Karl A. Kubinzky ist ein Streifzug durch das Graz von einst und jetzt. Das Grazer Museum für Geschichte zeigt unter dem Titel „Dein Graz!“ alte Postkarten, Fotografien, Gemälde und stellt dazu passende Objekte zur Schau.

Er gilt als Gedächtnis der Stadt Graz: Karl Albrecht Kubinzky ist Geograf, Historiker und Sammler aus Leidenschaft. Graz steht im Mittelpunkt seiner Sammlung von mehr als 100.000 Objekten, die er Ende November 2018 fast zur Gänze dem Universalmuseum Joanneum schenkte.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 27.2.2020

Annnäherung von der Peripherie

„Wir nähern uns der Stadt von der Peripherie an. Mit Karten, Stadtplänen und sogar Luftbildaufnahmen, die Kubinzky selbst gemacht hat, als begeisterter Ballonfahrer“, erklärt Kuratorin Astrid Aschacher. Aschacher kuratierte die Ausstellung gemeinsam mit dem Anfang Februar verstorbenen Gerhard Dienes. Dienes sei der Kopf hinter der Ausstellung und auch ein guter Freund Kubinzkys gewesen.

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Von der Peripherie geht es in der Schau über die ehemaligen, 1938 eingemeindeten Vororte – etwa Liebenau und Andritz – und über die Vorstädte wie St. Leonhard, Geidorf und Gries schließlich in Richtung Innenstadt.

Alltägliches trifft Außerordentliches

Ein Spannungsfeld zwischen Urbanem, Suburbanem und Dörflich-Ländlichem ergibt sich: „Ich hoffe darauf, dass die Leute beim Anschauen ausrufen: ‚Da ist mein Haus!‘“, sagte Sammler Kubinzky. Die Ausstellung solle zeigen, dass Graz nicht nur die Innere Stadt ist – auch die tausenden Menschen, die in der Peripherie leben oder einmal dort gelebt haben, sollen sich wiederfinden.

Neben den Fotos und Postkarten aus der Sammlung sind die Gemälde das Herzstück der Ausstellung. „Ich komm’ mir wirklich zum Teil vor wie zuhause“, sagte Kubinzky beim Gang durch die Ausstellung. Die Gemälde zeigen große Bauwerke wie die Kalvarienbrücke, aber auch kleine, ländliche Fabriken. Es trifft in der Ausstellung Alltägliches wie Straßenszenen und beliebte Gasthäuser auf Außerordentliches wie die Landung der Krauskopfpelikane in Liebenau.

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Es trifft in der Ausstellung Alltägliches wie Straßenszenen und beliebte Gasthäuser auf Außerordentliches wie die Landung der Krauskopfpelikane in Liebenau.

Straßennamen ziehen sich durch die Schau

Passend zu den Orten in und rund um Graz finden sich auch Objekte in der Ausstellung: Ausgestopfte Frösche – eine Leihgabe des Naturhistorischen Museums – repräsentieren die ehemals sumpfige Gegend um Ries, oder ein Ziegel weist auf den Stellenwert der Ziegelproduktion in St. Peter hin.

Ausstellungstipp:

„Dein Graz! Die Sammlung Kubinzky am Joanneum“ – zu sehen bis 31. Jänner 2021 im Grazer Museum für Geschichte

Ein durchgängiges Element bilden die außergewöhnlichen Straßennamen der damaligen und heutigen Stadt, die über die gesamte Ausstellung hinweg immer wieder auftauchen -sie sind ein Forschungsschwerpunkt von Kubinzky. Abrundend sollen Hörstationen und Videoprojektionen vertiefende Informationen rund um Graz liefern.

Inhaltlich geht es bis ins dritte Jahrhundert vor Christus zurück. Auch selten gezeigte Objekte wie das Wachsbildnis von Johann Heinrich von Formentini sind zu sehen. Die dunklen Seiten von Graz, wie das Anhaltelager Messendorf, werden nicht verschwiegen, sondern auf roten Tafeln hervorgehoben.

Charakter in Keramik

Ein Raum der Ausstellung ist allerdings nicht mit Objekten der Sammlung Kubinzky bestückt: Stattdessen befinden sich darin Figuren des Keramikkünstlers Erwin Schwentner. Sie stellen die verschiedenen Charaktere der Stadt Graz dar – etwa soll die Figurine eines Römers für Graz als Römerstadt stehen oder ein speisendes Paar für Graz als Genussstadt. Einen Katalog zur Ausstellung wird es nicht geben, dafür einen Sammelband, der bis zum 80. Geburtstag von Kubinzky im Juli erscheinen soll.