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Kultur

Wertvoller Geigenzuwachs für Musikinstitut

Das Institut für Alte Musik und Aufführungspraxis der Kunstuniversität Graz hat Zuwachs bekommen – sechs neue Geigen. Aber nicht irgendwelche Geigen, sondern Nachbauten einer originalen Jacobus Stainer-Geige aus dem Jahr 1668.

Lange ist an den sechs Nachbauten der originalen historischen Stainer-Geige aus dem Jahr 1668 geforscht und gearbeitet worden – sechs Geigenbauer haben versucht, dem Original so nah wie möglich zu kommen. Nicht alle sind sie gleich – aber auch nicht alles ist anders.

Nicht jeder Ton ist hier gleich

„Dass sechs Geigenbauer verschieden bauen, das ist eigentlich klar. Aber es ist interessant zu wissen, ob diese Geigen jetzt etwas Gemeinsames haben. Und es scheint tatsächlich so, dass die Stainer-Geigen einen großen Klangunterschied der verschiedenen Geigen aufweisen, und das findet man, wenn man danach sucht, auch in der Theorie der Musik der damaligen Zeit, die eben nicht davon ausgeht, dass jeder Ton gleich ist“, schildert Susanne Scholz vom Institut für Alte Musik und Aufführungspraxis, nachdem sie die Geigen testen konnte und nachzuvollziehen versuchte, wie die Musiker von damals mit den Klangunterschieden arbeiteten.

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Die sechs Geigen im Einsatz – unter anderem gespielt von Susanne Scholz (vorne links) und Nina Pohn (vorne rechts)

Denn das Ziel ist, mit Hilfe der Nachbauten herauszufinden, wie die originalen Instrumente der Zeit geklungen haben mögen, wie somit auch die Musik damals klang und wie sie zu spielen ist. Man habe verschiedene Quellen, aus denen man Informationen beziehe so Scholz: „Das sind einerseits die Noten, auch schriftliche Quellen und – ganz wichtig: das Instrument selbst. Sogar die Spielpraxis ist von den Instrumenten abzulesen.“

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 4.3.2020

Jedem Instrument seine Seele

Wer glaubt, Geige ist gleich Geige, der irrt gewaltig: Jedes Instrument hat seine Seele, jeder Klang seine Besonderheit, betont auch Barockviolinen-Studentin Nina Pohn – sie analysiert die historisch gefertigten Geigen im Vergleich zu modernen Modellen: „Der größte sichtbare Unterschied ist, dass wir ohne Stütze und ohne Kinnhalter spielen; dann die vier reinen Darmseiten – wir haben keine Stahlseiten. Und die tiefste Darmseite ist wirklich schon relativ dick, das ist eine G-Seite. Das ist zum Spielen und Greifen ein wirklich großer Unterschied.“