„Ruhet in Friedberg“-Cover
btb-Verlag
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Zwischen Wirtshaus und Bestattungsinstitut

Friedberg in der nordöstlichen Steiermark ist Schauplatz des makaber-sarkastischen Krimi-Debüts von Rudolf Ruschel. Mit „Ruhet in Friedberg“ inszeniert der Niederösterreicher seine Protagonisten zwischen Wirtshaus und Bestattungshalle.

Wer sich bei den ersten Zeilen an Wolf Haas, den Autor der „Brenner“-Romane, erinnert fühlt, liegt falsch – wenn auch nicht ganz: „Wolf Haas war in Österreich einer der ersten Autoren, der das Mündliche ins Schriftliche gebracht hat. Es gab vorher natürlich Vieles im Bereich der Mundart-Gedichte oder Volksweisen, aber in der Belletristik hat er quasi den Weg geebnet. Und ‚Ruhet in Friedberg‘ geht genau diesen Weg: Es ist geschrieben wie gesprochen und liest sich mehr wie ein Wirtshausgespräch als ein klassisches Buch“, schildert Ruschel.

Sendungshinweis:

„Guten Morgen Steiermark“, 3.5.2020

Ziemlich beste Freunde

Das Wirtshaus ist übrigens auch einer der Hauptaufenthaltsorte der beiden Freunde Andi und Fipsi: Sie sind zusammen aufgewachsen, fast wie Brüder – und das, obwohl sie sehr unterschiedlich sind: „Der eine ist eher der Draufgänger, der andere etwas eigenbrötlerisch, aber sie sind beste Freunde und mit allen Wassern gewaschen, kann man sagen. Sie sind nicht wirklich ambitioniert, verplempern ihre Jugend ein bisschen beim Dorfwirt“, erzählt der Autor.

Gemeinsam arbeiten sie auch als Aushilfen bei der örtlichen Bestattung. Dort stellen sie eines Tages fest, dass der Sarg, den sie zum Friedhof tragen, außergewöhnlich schwer ist. Es stellt sich bald heraus, dass das nicht an den vielen Bieren und den zahllosen Schnäpsen, die sie am Vorabend konsumiert haben, liegt – will da einer der Kollegen etwas – oder sogar jemanden – verschwinden lassen?

„Geh zur Bestattung. Da hat’s keiner mehr eilig“

Immer tiefer verstricken sich die beiden in ein Verbrechen und geraten sehr schnell in brutale mafiöse Kreise; dazu kommt eine heimliche Liebe – und sehr unterschiedliche Versuche, sich literarisch zu betätigen.

„Ruhet in Friedberg“-Cover
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Mit viel schwarzem Humor und teilweise sehr makaber schreibt Rudolf Ruschel über seine beiden patscherten Helden. Mit Bestattungen kennt er sich dank eines Studentenjobs aus: „Fürs Kellnern schau ich zu zwider, fürs Taxifahren fehlt mir die Orientierung, und Essen mit dem Radl ausfahren ist mir zu anstrengend. Also habe ich mir gedacht: Geh zur Bestattung. Da hat’s keiner mehr eilig.“

„Ähnlichkeiten und Parallelen zufällig“

Bleibt nur noch die Frage, warum es ihn nach Friedberg verschlagen hat: „Eigentlich wegen des Wortspiels: Aus ‚Ruhet in Frieden‘ wurde ‚Ruhet in Friedberg‘ und ich habe mich einfach in diesen Titel verliebt. Das Friedberg im Buch ist aber fiktiv: Der Ort liegt zwar im Raum Steiermark in Österreich, aber ansonsten sind alle Ähnlichkeiten und Parallelen zufällig.“