Tomas Bata gründete die Schuhfabrik 1894 in Zlin in Mähren. Nach seinem Tod übernahm der Halbbruder Jan Antonin das Unternehmen, baute es zu einem Weltkonzern aus und ließ sich mitten im brasilianischen Dschungel nieder – sein Traum: die Menschen in aller Welt mit Schuhen auszustatten.
Sendungshinweis:
„Guten Morgen, Steiermark“, 31.5.2020
Wechselhafte Familiengeschichte
Doch die Geschichte der Familie Bata ist alles andere als eine reine Erfolgsgeschichte: Vor den Nationalsozialisten flüchtete die Familie auf teils abenteuerlichen Wegen. Als dann nach dem Zweiten Weltkrieg die Kommunisten in der Tschechoslowakei die Macht übernahmen, wurde die Fabrik in Zlin verstaatlicht und Jan Antonin Bata der Kollaboration mit den Nazis beschuldigt; erst viele Jahre nach seinem Tod wurde Bata von einem tschechischen Gericht rehabilitiert. Außerdem war die Familie jahrzehntelang in langwierige Streitereien um das Unternehmenserbe verstrickt.
Diese vielschichtige Geschichte erzählt die tschechische Autorin Marketa Pilatova: Sie unterrichtete in Brasilien die Nachfahren tschechischer Emigranten in Tschechisch und lernte so Dolores, die Enkelin Jan Antonin Batas kennen – diese lebt nach wie vor in einer der von ihrem Großvater mitten im Dschungel aus dem Boden gestampften Städte und gewährte Pilatova Einblick in die Familienarchive; aus diesen Dokumenten und vielen persönlichen Erzählungen entstand der Roman.
Kein Roman über Schuhe
Pioniergeist, Familienintrigen und die politischen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts prägen die abenteuerliche Geschichte der Batas – Marketa Pilatova wählt eine sehr unkonventionelle Erzählweise: Sie lässt Jan Antonin Bata und einige seiner Familienmitglieder abwechselnd in kurzen Kapiteln zu Wort kommen. So entsteht ein spannendes Mosaik, allerdings ist man als Leser auch sehr gefordert, da die Autorin zwischen den Zeiten und auch zwischen den Handlungsorten hin- und herspringt; gegen Ende vervollständigt sich aber das Bild. Jedenfalls: Wer einen Roman über Schuhe erwartet, wird enttäuscht sein, wer aber eine außergewöhnliche Lebensgeschichte erfahren will, kommt auf seine Rechnung.