Dirndl
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„Daheim is’ fein“

Wo Tracht auf Tradition trifft

Im steirischen Auseerland treffen Tracht und Tradition aufeinander. Während Bad Aussee seit 2012 als Trachtenhauptstadt Österreich gilt, hält die Region schon seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert die Tradition der Sommerfrische hoch.

Für viele Urlauberinnen gehört es dazu, sich im Ausseerland im Dirndl zu zeigen – schließlich ist Bad Aussee seit 2012 Trachtenhauptstadt Österreichs. Diese Tradition gehe weit zurück, erzählt die Ausseerin Monika Gaiswinkler: „Mit der Zeit haben auch die adeligen Damen das Gewand, das die Einheimischen getragen haben, zu schätzen gelernt. Und eines muss ich sagen: Ich kenne keine Frau, die in einem Steirer-Kittel oder einem Dirndl nicht vorteilhaft ausschaut – es betont die weibliche Figur.“

Ausseer-Dirndl: Schnitt statt Farbe bedeutend

Ein klassische Ausseer Dirndl sei nicht an den Farben zu erkennen, da gibt es andere Merkmale: „Der Schnitt ist klassisch in Aussee, die Farben suchen wir uns selber aus. Es hat sich dann was mit grün, rosa und lila entwickelt – aber das ist eine erfundene Geschichte.“

Sendungshinweis:

„Radio Steiermark am Vormittag“, 26.6.2020

Das Ausseer Dirndl kennzeichnet aber alleinig der Schnitt, betont Gaiswinkler, „und zwar der barocke Miederschnitt des Oberteils. Mit vier Abnähern, und als Schneiderin musst du es wirklich können, dass sie auf jede Figur den Leib entsprechend anpasst.“ Eng sitzen, aber nicht einengen – das sei die Kunst, erklärt die Expertin.

Bad Ischl als Sommerfrische-Region

Das Ausseerland ist zudem eine der klassischen Sommerfrische-Destination: Hier geht die Geschichte bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück, weiß Monika Gaiswinkler.

Sommerfrische im Ausseerland
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Gaiswinkler ist eine Art wandelndes Lexikon der Region und kann sehr viel über die Geschichte und die Traditionen erzählen: „Begonnen hat es eigentlich damit, dass das Kaiserhaus sich in Bad Ischl aufhielt und eigentlich dort Station machte. Wir wissen ja von Kaiser Franz Josef, dass er zwei Monate seiner Regierungszeit immer in Bad Ischl war, und damit Bad Ischl eigentlich das Zentrum der österreichisch-ungarischen Monarchie war.“

Kurhaus in Bad Ischl in Park mit vielen Blumenbeeten
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Kurhaus Bad Ischl

Das Umland wurde dann vom Adel, aber auch vom Geldadel und von vielen Künstlern aufgesucht, so Gaiswinkler: „Aussee wurde deswegen auch gewählt, nicht nur von Hochadel und Künstlern, weil wir einen Pass dazwischen haben – nämlich den Pötschen-Pass. Und damals war es eigentlich sehr angenehm, nicht immer beobachtet zu werden. Und man schätzte es, zwar in der Nähe des Kaiserhauses zu sein – aber nicht direkt ausgeliefert.“

Urlaub im Bauernhaus

Heute sind die typischen Salzkammergut-Villen mit den Türmchen Zeugen dieser Zeit – obwohl die Anfänge der Sommerfrische waren eher eine Art Urlaub am Bauernhof: „Die Bauernhäuser wurden geräumt, die wurden den Gästen zur Verfügung gestellt. Man zog in die kleine Sommerküche, denn man arbeitete ja eh von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang.“

Die Gäste lebten also in den Bauernhäusern, bis die Adeligen auf die Idee kamen, selbst Häuser zu bauen. Neben den Türmchen gehören heute auch die Veranden zu typischen Merkmalen der Bauten. Das sei dem damaligen Schönheitsideal geschuldet, sagt Monika Gaiswinkler – die Damen aus der Stadt wollten ihre noble Blässe erhalten.