Aktuell leben im weststeirischen Gestüt Piber 285 weiße Pferde, und der stellvertretende Gestütsleiter Thomas Seidler kennt sie trotz ihrer einheitlichen Farbe alle auseinander: „Es ist jedes Pferd anders, und man merkt sich dann einfach einen gewissen Punkt am Pferd. Sie schauen alle gleich aus, aber im Endeffekt sind sie alle sehr unterschiedlich.“
Sendungshinweis:
„Sommerzeit“, 2.8.2021
Bis zu 50 neue Fohlen pro Jahr
Jährlich kommen zwischen 30 und 50 Fohlen im Gestüt dazu; schon 14 Tage nach der Geburt kommen sie mit der Mutter in den Laufstall, wo sie spielerisch an den Menschen gewöhnt werden: „Wir haben jetzt in dem Stall 21 Stuten mit den heuer geborenen Fohlen stehen. Da wird jedes Pferd, das von der Weide kommt, geputzt, gepflegt, gewaschen und das sieben Tage die Woche.“ Mit den Pferdeäpfeln werden übrigens die Wiesenflächen des Gestüts gedüngt.
Junge Pferde genießen Sommer auf Alm
Die jungen Lipizzaner genießen schließlich den Sommer in luftiger Höhe auf der Alm: „Das ist für ihre Entwicklung und die Trittsicherheit und die Entwicklung der Sehnen ganz wichtig. Die Hengste sind auf der Stubalm und unsere weiblichen Nachwuchspferde verbringen den Sommer auf der Brendlalm“, erklärt Marketingleiterin Martina Hofmeijer. Nur zehn bis 15 Hengste davon kommen letztendlich in die Spanische Hofreitschule.
Ein Auge für die Stars von morgen
Der Gestütsleiter Erwin Movia hat bereits ein Auge dafür, welches Tier Talent dafür hat: „Wir beobachten die Fohlen ja immer, wie sie sich präsentieren, wie die Gänge sind, wie sie springen und viele bringen von Geburt an, sehr viel mit, was in Wien dann abverlangt wird.“ Bis nach Wien ist es allerdings ein langer Weg.
Erst nach drei Sommern auf der Alm findet die sogenannte Musterung statt – dabei werden laut Movia folgende Fragen geklärt: „Wer bleibt im Gestüt? Wer geht nach Wien? Wer wird verkauft? Dann werden sie kurz anlongiert, die Hengste, bei uns, die vorreserviert sind für Wien, und dann gehen sie weiter nach Niederösterreich, nach Heldenberg ins Trainingszentrum, und dann beginnen sie mit der Arbeit.“ Selbst dann dauert es aber noch viele Jahre bis zum ersten Auftritt in der spanischen Hofreitschule in Wien: „Normalerweise im Schnitt dauert die Ausbildung eines Hengstes sechs bis acht Jahre.“
Führungen, Wanderungen und Kultur
Im Lipizzanergestüt Piber ist es möglich, den weltberühmten weißen Pferden ganz nahe zu kommen – in erster Linie bei den geführten Gestütsbesichtigungen, so Hofmeijer: „Das ist täglich möglich von 9.30 Uhr bis 17.00 Uhr.“ Aber auch geführte Wanderungen sind möglich und der Innenhof des Schlosses wird im Sommer sogar zur Freilichtbühne, auf der es heuer „Don Camillo und Pepone“ zu sehen gibt. Am 11. September steigt schließlich das Lipizzanerfest, und am 25. September steht mit dem Almabtrieb der jungen Hengste das Highlight des Jahres auf dem Programm.