„Im Auge des Schwarms“ – Cover
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Von Fischen, dem Meer und dem Leben

Die Erderwärmung bedroht mehr als die Hälfte aller Fischarten. Um welch unfassbare Vielfalt es in der Welt der Fische geht, beschreibt die britische Meeresbiologoin Helen Scales in ihrem Buch „Im Auge des Schwarms“.

Es gibt ungefähr 30.000 verschiedene Fischarten, vom 20 Meter langen Walhai bis zum Millimeter kleinen Winzling – damit machen die Fische die Hälfte aller Tierarten mit Rückgrat aus, schreibt Helen Scales.

Alle Farben, alle Formen

Sie stellt einige dieser außergewöhnlichen Tiere vor: Fische in unterschiedlichsten Farben und Formen. Den Gelbbraune Kofferfisch zum Beispiel: Er ist im Südpazifik beheimatet, hat die Form einer großen Blaubeere, hat einen Schmollmund und ist als junger Fisch kanariengelb mit schwarzen Tupfen; wenn er dann älter wird, wird seine runde Silhouette eckig und das Gelb wandelt sich zuerst zu einem schmutzigen Senfton und dann zu Blau. Daneben tummeln sich tintenblau-bananengelb gestreifte Imperator-Kaiserfische und Picasso-Drückerfische, die die Form abgefalchter Rugby-Bälle haben.

„Im Auge des Schwarms“ – Cover
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Als begeisterte Taucherin hat Scales viele Fische aus nächster Nähe gesehen – aber sie kann auch von eher grauslichen Fischen berichten – zum Beispiel vom Neunauge, das sich als Parasit in der Haut von anderen Fischen festsaugt und sogar ihr Fleisch frisst.

Nicht alle Fische brauchen (viel) Wasser

Fische leben im Wasser – davon geht man eigentlich aus, einige sogar in beachtlichen Tiefen und einige auch in eiskalten Gewässern, in denen sie dank eines speziellen Frostschutz-Gens überleben. Es gibt aber auch Fische, die mit ganz wenig Wasser auskommen: der Teufelskärpfling zum Beispiel – er ist klein, blau und gilt als seltenster Fisch der Welt. Sein Lebensraum ist ein kleiner unterirdischer See im kalifornischen Death Valley, einem der heißesten Wüstengebiete der Welt.

Sendungshinweis:

„Guten Morgen, Steiermark“, 5.7.2020

Und es gibt Fische, die werden berühmt, weil man lange Zeit glaubte, dass sie seit Jahrmillionen ausgestorben sind. Vereinzelt haben Forscher die Quastenflosser im 20. Jahrhundert aber im Süden Afrikas und in Indonesien entdeckt – zuerst auf Fischmärkten und dann in Höhlen in etwa 250 Metern Tiefe im Meer. Bemerkenswert ist ihre Art, sich fortzupflanzen: Die Weibchen produzieren tennisball-große Eier, die sich drei Jahre lang in ihrem Körper entwickeln, die Jungen kommen schließlich lebend zur Welt.

Keine trockene Wissenschaft

Helen Scales erzählt aber noch viele weitere wundersame Geschichten aus der Welt der Fische – unter anderem von giftigen oder leuchtenden oder von Fischen, die sich als Blatt tarnen können; sie erklärt, wie Fische Botschaften senden können, wie sie Klänge hören und ihre ozeanweiten Wanderwege zurücklegen.

Die Autorin nimmt den Leser mit auf eine Entdeckungsreise durch die Unterwasserwelt und ihre Faszination für diese unfassbar vielfältige Welt ist von der ersten Zeile an zu spüren – von trockener Wissenschaft ist dieses Buch jedenfalls weit entfernt.