Bio-Obstgut Fattingerhof
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„Daheim is’ fein“

Einmal quer durch den Bio-Obstgarten

In Stübing in der Region Obergraz befindet sich einer der ersten Bio-Obsthöfe der Steiermark: Michael Fattinger kultiviert hier mittlerweile rund 800 Obstsorten – vom Apfel bis zur Zwetschke –, und vieles erfolgt dabei noch in echter Handarbeit.

Der Obstbau hat in Stübing schon lange Tradition und ist historisch gewachsen: Bereits Graf Palffy–Daun soll hier im Jahr 1860 Obstbau betrieben haben, weiß Obstbauer Michael Fattinger: „Er hat ihn groß ausgebaut mit Südtiroler Fachleuten. Damals gab es 16.000 Hochstammapfelbäume, das war der größte Obstbaumbetrieb der Monarchie, und von hier aus wurde von der Bahnstation bis nach Skandinavien exportiert – da wurde in große Weidenkörbe das Obst verpackt, zugenäht mit der Hand, mit Holzwolle zugedeckt, in die Bahn verladen und so nach Nordeuropa gebracht.“

Sendungshinweis:

„Guten Morgen, Steiermark“, 7.7.2020

Obstsorten wurden „an Bio gewöhnt“

Michael Fattinger selbst betreibt seinen Obstbau in Stübing seit 1989 und war damit einer der ersten Bio-Obstbauern der Steiermark, wie er sagt: „Genauer gesagt der Dritte, der das gemacht hat. Wir haben sukzessive jede Kultur umgestellt und haben dann die Erfahrung gemacht, dass viele Obstsorten sich wieder an das Bio gewöhnen können, wenn man weniger Pflanzenschutz aufbringt.“

Der Bio-Anbau bedeute aber auch einiges mehr an Handarbeit, sagt Fattinger, das beginne etwa beim Mähen: „Vieles müssen wir von Hand ausmähen, vor allem die Steillagen am Berg, da wird noch mit der Sense gearbeitet. Also Handarbeit ist wesentlich mehr, auch die Fruchtausdünnung, die normal im Obstbau chemisch erfolgt, ist Handarbeit.“

„Bio“ schlägt sich auf Geschmack nieder

Als Beispiel, wie sich Bio auf die Kultur auswirkt, nennt Fattinger die empfindliche Sorte Golden Delicious: „Der Baum wird resistent, er bildet Abwehrstoffe, auch gegen den Schorf, der hat eine deutlich dickere Oberfläche am Blatt und ist weniger anfällig gegen Pilzkrankheiten und gegen Schädlinge.“

Bio-Obstgut Fattingerhof
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Werner Ranacher im Gespräch mit Michael Fattinger

Das wirke sich genauso auf den Geschmack aus wie das Weglassen der Hagelnetze: „Das ist nicht unbedingt ein Vorteil, aber das Hagelnetz nimmt viel Licht weg und veranlasst den Baum, weniger Assimilator in die Frucht hineinzubringen, und wir haben deutlich höhere Zuckersäurewerte in unserem Bio-Obst.“

Rund 800 verschiedene Obstsorten

Insgesamt sind es rund 800 verschiedene Obstsorten, die mittlerweile auf dem Biohof kultiviert werden: „Wir sind sicher einer der mannigfaltigsten Obstbauernbetriebe Österreichs. Unsere Saison beginnt Ende Mai mit Frühkirschen, dann kommen Weichseln, dann kommen Heidelbeeren, frühe Himbeeren, Pfirsich, Hollunder, Zwetschken und dann 80 Apfelsorten, Birnen, Nüsse.“ Daneben betreibt Fattinger auch eine Mostschenke mit eigenem Wein, der auf etwa einem halben Hektar auf dem Berg angebaut wird.