Eisenerz
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Kultur

„Topographie des Widerstandes“ in Eisenerz

Wegen religiöser oder politischen Gesinnung und ihres Widerstandes gegen den Nationalsozialismus wurden österreichweit 2.700 Menschen hingerichtet. Eine Ausstellung in Eisenerz zeichnet 75 Jahre nach Kriegsende die „Topographie des Widerstandes“ nach.

Im Eisenerzer Gsollgraben befand sich ein weiteres KZ-Außenlager von Mauthausen, dessen Ausmaße Studierende der TU Graz nun erstmals auch anhand von Luftbildern rekonstruieren konnten. „Wir lernten auch räumlich Dinge abzulesen und zu interpretieren und dadurch auch neues Wissen zu generieren“, sagt die Studentin Viktoriya Yeretska zum Projekt.

Auf den Spuren der KZ-Insassen

Architekturstudierende blickten auch auf die Biographien der Lagerinsassen, griffen unter anderem auf Protokolle des Zwangsarbeiters Jan Otrebski zurück. „Wo man kaum noch Spuren findet, wo die Betroffenen, die Inhaftierten in Vergessenheit geraten sind und in aller Welt verstreut sind, das war eine spannende Erkenntnis“, schildert die Studentin Janika Döhr.

Jan Otrebski, polnischer Häftling
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Die Wanderausstellung „Topographie des Widerstandes“ in Eisenerz läuft noch bis 30. August.

Arbeitslager für NS-Rüstungsmaschinerie

Mehr als 670 polnische Zwangsarbeiter waren hier ab 1943 im Konzentrationslager interniert, mindestens 126 kamen bis Kriegsende erbärmlich um. „Das war ein klassisches Lager für Zwangsarbeiter, die unter schrecklichsten Bedingungen für den Erzbau Arbeit leisten mussten“, erklärt Waltraud Indrist vom Institut für Architekturtheorie. Gegen die gewaltausübenden Wachleute des KZ-Außenlagers Eisenerz ist es übrigens nie zu einem Prozess gekommen.

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 19.8.2020

Die Arbeiten waren für die NS-Rüstungsmaschinerie, die sich entlang der Eisenstraße geradezu angeboten hatte, sagt Daniel Gethmann vom Institut für Architekturtheorie: „Man kann davon ausgehen, dass die Bevölkerung von Eisenerz sich durch die Lager tatsächlich fast verdoppelt hat und in diesem Sinne hier in Eisenerz sich zahlreiche Lager befunden von denen nicht von allen geklärt ist, wo sie tatsächlich sich befanden.“

KZ im Eisenerzer Gsollgraben
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Nachbau der Grundrisse des Konzentrationslagers

Das Eisenerzer Konzentrationslager in Vergessenheit geraten – die Lokalisierung und anschließende Umsetzung in eine Ausstellung war daher für die Architekturstudenten eine besondere Herausforderung, erzählt der Armin Zepic: „Aus architektonischer Sicht ist für mich sehr spannend, wie könnte man mit einer Gedenkstätte umgehen, an einem Ort, an dem nichts mehr ist und den man kaum findet.“