Jochen Rindt
Delius Klasing
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Rindt: „Der erste Popstar der Formel 1 “

Vor 50 Jahren ist Jochen Rindt in Monza tödlich verunglückt. Der deutsche Fotograf Ferdi Kräling hat anlässlich seines 50. Todestages ein Buch über dessen Rennfahrer-Karriere veröffentlicht.

Die Formel 1 der 1960er-Jahre ist mit jener von heute kaum zu vergleichen. Die Rennfahrer waren nicht nur in einer Serie im Einsatz, sondern fuhren teilweise gleich mehrere Rennen mit verschiedenen Autos pro Woche. Die Schutzmaßnahmen waren noch sehr abenteuerlich. Helme hatten meist keine Visiere. Und an den Streckenrändern warteten statt Reifenstapeln und Auslaufzonen oft noch Heuballen und Zuschauer.

Sendungshinweis:

„Guten Morgen Steiermark“, 30.8.2020

„Einer der interessantesten Fahrer der Welt“

Das war für die Rennfahrer der damaligen Zeit aber kein Grund, den Fuß vom Gas zu nehmen: „Jochen war einer der interessantesten Fahrer der Welt. Die Art zu fahren, die er zu Beginn seiner Karriere pflegte, bot zahllose Möglichkeiten für faszinierende Aufnahmen eines Rennwagens am absoluten Limit“, schreibt etwa Formel-1-Legende Jackie Stewart im Vorwort des Buches "Jochen Rindt – der erste Popstar der Formel 1.

Er sei immer ein bisschen übersteuernd, gefahren „was nicht nur für die Zuschauer spektakulär war, sondern auch den Blutdruck der Fahrer in die Höhe trieb, die hinter Jochen fuhren“, so Stewart. Autor Ferdi Kräling ist Fotograf und Fotoreporter. Jahrzehntelang begleitete er die Formel 1 und andere Rennserien. Dementsprechend handelt es sich nicht um eine Biografie, sondern um einen Bildband mit kurzen Artikeln zu bestimmten Meilensteinen in der Karriere des ersten österreichischen Formel-1-Weltmeisters.

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Die Meilensteine in Rindts Karriere

Eine Auflistung aller Rennen, die der Steirer gefahren ist, bietet Statistik-Freunden jede Menge Hintergrundwissen. Und zahlreiche Zitate von prominenten Wegbegleitern zeigen, welchen Stellenwert Jochen Rindt in der Formel 1 hatte: „Jochen war der Senna der späten 1960er-Jahre: Der Schnellste von allen. Und er hat immer attackiert“, wird etwa John Cooper, Formel-1-Teambesitzer und letzter Chef von Rindt zitiert.

Das Buch bietet Einblicke in die Boxengassen von früher, zahlreiche Fotos von den Rennstrecken, aber auch private Aufnahmen aus dem Wohnzimmer von Jochen Rindt. Dokumentiert sind auch der Aufstieg des Steirers mit der markanten Nase über unterklassige Rennserien, sein Heldenstatus, Pläne für seine private und berufliche Zukunft.

Bewegende Momentaufnahmen

Auch der tödliche Unfall vor dem Grand Prix von Italien ist Thema: „Der Unfall am 5. September 1970, im Samstagtraining von Monza, bleibt in der Rückschau genauso banal wie damals: Die Bremswelle ist gebrochen (warum auch immer), und Jochen hatte keine Chance“, schreibt Autor Ferdi Kräling.

Bilder des Unfalls sind ebenso im Buch zu sehen wie die Szenen danach: Rindts Frau Nina, die bange Momente in der Boxengasse erlebt und der Abtransport des völlig zerstörten Lotus. Auch ein Foto von Rindts Manager Bernie Ecclestone, der nach dem tödlichen Unfall mit dem Helm und einem Schuh des Rennfahrers – sowie mit gesenktem Kopf an der Strecke entlanggeht.