Kultur

Schauspielhaus: „Niemand wartet auf dich“

„Niemand wartet auf dich“ der niederländischen Dramatikerin Lot Vekemans fragt nach der Verantwortung des Einzelne – zu sehen im Grazer Schauspielhaus.

Eine 85 Jahre alte pensionierte Lehrerin, eine Politikerin, die nach 30 Jahren abtritt und eine Schauspielerin sind die Figuren, die sich – allesamt von Susanne Konstanze Weber dargestellt – im Stück „Niemand wartet auf dich“ Gedanken über ihr Wirken in der Welt machen.

In die Figuren eintauchen

Mit diesen Charakteren und deren Überlegungen öffnet Autorin Lot Vekemans das Publikum in besonderer Weise, schildert Regisseur Jochen Strauch: „Die persönliche und emotional tief verankerte Erzählung aus der biografischen Situation der Figur ist glaube ich der Trick, mit dem Lot Vekemans uns bekommt. Dass wir in jedem Moment in eine Figur eintauchen mit der Schauspielerin Susanne Konstanze Weber, sodass wir in deren Welt hineingeraten.“

Susanne Konstanze Weber in Niemand wartet auf dich
Schauspielhaus/Johanna Lamprecht

„Wir leben momentan in einer Situation und in einer Welt – und das ist so umwerfend an dem Stück – dass man ständig Sätze hört wo man denkt ‚ja genau, so ist das gerade.‘ In einer Welt voller Widersprüche und Chaos kann sich niemand darauf zurückziehen, dass er keine Haltung einnehmen kann. Das klingt, als wäre es gestern geschrieben worden mit den Parallelen zu Covid-19, Moria oder den Waldbränden in Kalifornien“, meint Regisseur Strauch weiter.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 22.9.2020

Debatte zum Abschluss

In dem Stück „Niemand wartet auf dich“ heißt es auch: Alles was rüttelt, rüttelt direkt an uns. So meint Strauch auch, dass das Stück niemanden kalt lässt. Es gehe auch um Zivilcourage und Mut. „Wir machen auch den Trick, dass wir danach zur Diskussion einladen. Also dass wir das demokratische Prinzip des Streitgesprächs und der Debatte ausüben.“

Susanne Konstanze Weber, selbst Politiker-Tochter, will das Publikum zur Diskussion aktivieren: „Es geht um die Frage, wenn dich etwas stört in deinem Leben, kannst du dagegen etwas tun? Und wenn ja, tust du es? Oder setzt du dich irgendwo hin und schimpfst? Das ist erst einmal leichter und wenn man es mit anderen machen kann auch befriedigender. Das Dumme ist nur, es ändert sich nichts. Natürlich bringe ich mich da auch ein.“ Ziel ist ein interessantes Gespräch, das gemeinsam geführt wird.

Beschränkte Zuschauerzahlen im Schauspielhaus

Covid-19 engt die weiteren Möglichkeiten dieses Stückes derzeit stark ein – nicht nur, dass im Haus 3 des Schauspielhauses derzeit nur maximal 25 Personen zugelassen sind, die alle während der gesamten Spieldauer einen Mund-Nasen-Schutz tragen müssen: Auch die Planungen, dieses demokratiepolitische Stück in die steirischen Regionen zu bringen und an verschiedensten Orten zu spielen und zu diskutieren, müssen derzeit noch warten.

„Niemand wartet auf dich“ ist bereits das zweite Stück von Lot Vekemans, das im Schauspielhaus heuer aufgeführt wird. „Judas“ war ein großer Publikumserfolg. Das Grazer Schauspielhaus tourte damit durch die ganze Steiermark und Österreich und packte in mehr als 70 Vorstellungen das Publikum.