Szene „Reineke Fuchs“
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Kultur

Staatskrise mit Goethe im Schauspielhaus

Johann Wolfgang von Goethe hat mit „Reineke Fuchs“ ein Epos über einen Typus geschrieben, der sich mithilfe der Worte immer wieder aus der Affäre zieht. Das Grazer Schauspielhaus zeigt die Fabel als Parabel auf den Staat in der Krise.

Er ist brutal, lügt und betrügt: Reineke Fuchs hat sich viele Feinde gemacht und wird angeklagt – doch der schlaue Fuchs versteht es immer wieder, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.

Szene „Reineke Fuchs“
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Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 2.10.2020

Recht und Unrecht und Populisten

Immer wieder verrückt er die Grenzen des Sagbaren und Machbaren zu seinen Gunsten und steht damit für einen durchaus menschlichen Prototyp, „der ganz bewusst ein Rechtssystem untergräbt und ironischer Weise – wie das ja Populisten häufig tun – dieses Rechtssystem gerade dafür in Anspruch für sich nimmt, um es zu untergraben. Immer da, wo er Recht haben könnte, nimmt er dieses Recht für sich in Anspruch, und immer da, wo er Unrecht hat, höhlt er es aus“, so Hauptdarsteller Alexej Lochmann.

Szene „Reineke Fuchs“
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Maroder Staat in der Krise

Das Stück zeigt ein marodes Staatssystem in der Krise und dessen Fragilität – aus diesem Grund setzte das Schauspielhaus „Reineke Fuchs“ kurzfristig auf den CoV-bedingt aktualisierten Spielplan: „Es zeigt, wie Menschen, Untertanen an einem Hof, das Volk reagiert im Moment der Krise, und wie man das auch zu seinem Vor- oder Nachteil gestalten kann. Das ist eigentlich das, was das Stück heute immer noch so aktuell macht“, sagt Chefdramaturgin Karla Mäder.

Regisseurin Mina Salehpour verzichtet allerdings auf direkte Aktualisierungen und bringt das Stück in einer optisch reduzierten Inszenierung auf die Bühne, in der der Focus auf dem Wort liegt.