„Die Vertriebenen“
TiK
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Kultur

Grazer Theater buchbar für zu Hause

Das Grazer Theater im Keller (TiK) bietet ein besonderes Theatererlebnis: Das Stück „Die Vertriebenen“ wird in Grazer Privatwohnungen gespielt – künftig kann man das Theaterteam sogar nach Hause bestellen.

Herbert und Agnes sind gut situierte Bildungsbürger, Mitte 40 – Bobos könnte man sagen. Sie waren in ihrer Jugend links und glauben von sich selbst, tolerant zu sein. Als aber eine Flüchtlingsfamilie in die Wohnung über ihnen einzieht, zeigen die zwei ein anderes Gesicht: Herbert und Agnes sehen sich gezwungen auszuziehen. Hier setzt das Stück ein: Die beiden packen im Wohnzimmer ihr Hab und Gut zusammen.

„Die Vertriebenen“
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Perfide Volte

Der Titel „Die Vertriebenen“ sei ein spitzfindiger Schachzug des Autors Martin G. Wanko, erklärt Regisseur Alfred Haidacher: „Das Thema Flüchtlinge wird gewissermaßen über die Bande gespielt. Es sind Menschen, die sich gestört fühlen von Nachbarn, die laut sind. Das ist die besonders perfide Volte des Stückes, denn die wahrhaft Vertriebenen über ihnen sind für diese Menschen eine Bedrohung ihrer Ruhe. Ganz schnell entspinnt sich in diesem Paar eine Fremdenfeindlichkeit aufgrund der Tatsache, dass ihr bürgerliches Leben gestört wird. Sie halten sich für wahnsinnig menschlich und belesen und tun sich zunächst wahnsinnig schwer, ihrem Hass auf die anderen freien Lauf zu lassen.“

Blick hinter die Fassade

Das Publikum – derzeit auf zehn Personen beschränkt – sitzt im Wohnzimmer einer Privatwohnung und schaut den beiden zu, ist also mitten drinnen in Szenen, wie sie sonst nur hinter geschlossenen Wohnungstüren passieren, Szenen, in denen die Protagonisten auch so manches hinter vorgehaltener Hand aussprechen, was man sich öffentlich vielleicht nicht zu sagen traut.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 23.10.2020

Das Stück von Martin G. Wanko, das vom Theater im Keller uraufgeführt wird, will dabei nicht belehren, sondern stellt Fragen: Was darf man sagen? Oder wie tolerant bin ich wirklich?

Flexible Termine für Private

Die Inszenierung mit Ninja Reichert und Bernd Sracnik, geht bis 7. November in einer Privatwohnung in der Naglergasse 24 über die Bühne; künftig kann man es aber auch für zuhause buchen. „Wenn die Leute nicht ins Theater kommen, dann kommt das Theater zu ihnen. Wir bieten den Leuten Theater zum Mitnehmen an gewissermaßen. Sie können das Theater für private Wohnungen buchen – das Stück spielt ja in einem Wohnzimmer, ursprünglich war das Stück auch so gedacht. Jeder kann buchen und nach Terminen fragen. Die ersten neun Buchungen sind um nur 200 Euro zu haben, weil die Stadt das unterstützt“, so Haidacher.