Schloss Eggenberg
APA/UNIVERSALMUSEUM JOANNEUM/ZEP
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Kultur

Schloss Eggenberg: Zehn Jahre Weltkulturerbe

Vor zehn Jahren ist Schloss Eggenberg in die Liste der Welterbe-Stätten aufgenommen worden – das Grazer Schloss zählt zu den prachtvollsten Kulturgütern des Landes. CoV-bedingt wurden die Feierlichkeiten auf das kommende Jahr verschoben.

Im August 2010 nahm das UNESCO-Welterbekomitee Schloss Eggenberg in die exklusive Runde der herausragenden Natur- und Kulturstätten der Welt auf – damit wurde die Grazer Altstadt als bereits bestehende Weltkulturerbe-Stätte um Schloss Eggenberg erweitert.

„Es hätte eigentlich schon bei der Ernennung von Graz teilnehmen sollen, das Problem war nur, dass es damals noch keine sogenannten Exklaven gegeben hat, sondern nur geschlossene Welterbe-Zonen und Eggenberg genau in diesem Jahr in einer Umbau- und Neuausstattungsphase für eine Ausstellung war. Daher hat man zehn Jahre später versucht, diese Lösung zu wählen, und seither sind wir wieder eine geschlossene Einheit“, sagt die Leiterin des Schloss Eggenbergs, Barbara Kaiser vom Universalmuseum Joanneum.

Schloss großteils in Originalzustand

Es ist das höchste Gütezeichen, dass die internationale Staatengemeinschaft für Kulturdenkmäler zu vergeben hat – und das nicht ohne Grund: Qualität und Umfang der kulturellen Substanz sind hier im besonderen Ausmaß erhalten, so Kaiser: „Eggenberg ist insofern etwas Besonderes, als hier ein Zustand des frühen 17. Jahrhundert bewahrt wurde, der an ganz wenigen Orten der Welt in dieser Unversehrtheit erhalten ist.“

Nur einmal haben sich Mitte des 18. Jahrhunderts die Innenräume des Hauses etwas verändert, „aber durch verschiedene familiäre Tragödien – Eggenberg ist im Mannesstamm schon 1717 ausgestorben und dann gänzlich nach Mitte des 18. Jahrhunderts – ist hier der Zustand dadurch bewahrt worden, dass hier niemand mehr gelebt hat“, schildert Kaiser.

Guter Erhalt durch „Kühlschrank-Funktion“

Die leerstehenden Räumlichkeiten und die Tatsache, dass diese nicht beheizt werden konnten, hat viel zum Erhalt des Schlosses beigetragen, stellt die Leiterin des Schlosses klar: „Man nennt es ‚Kühlschrank-Funktion‘: Es ist hier ein fast ungestörter Zustand in den Innenräumen von der Mitte des 18. Jahrhunderts, die Gebäude sind eigentlich von Mitte des 17. Jahrhunderts erhalten geblieben.“

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 29.10.2020

Um den Erhalt des Schlosses auch weiterhin zu sichern, bleibt das Schloss in den Wintermonaten für Besucher geschlossen, betont Kaiser: „Wir sperren auch bewusst und halten diese Winterschließzeit, weil wir wissen, dass das Heizen diese fragilen Oberflächen zerstören würde, also wir opfern fünf Monate Besuchszeit für einen längeren Erhalt des Hauses.“

Beleuchtung aus Barock erhalten

Neben der mangelnden Heizmöglichkeit, fehlt es auch an Strom, und so ist auch die Beleuchtung eine besondere, wie Kaiser erklärt: „Eggenberg hatte sogar noch das Licht des Barocks, das heute für die Lichtforschung von großer Bedeutung ist, weil man wirklich sieht, wie Innenräume in der Barockzeit beleuchtet waren, und es ist eine Besonderheit Eggenbergs, dass wir das Klassenführungen auch erläutern können, und das ist sehr selten auf der Welt, dass das erhalten ist.“

So ist das ursprüngliche Erscheinungsbild bis heut nahezu unverändert erhalten geblieben. Dazu gehört auch das besondere Raumkunstwerk des Schlosses: Ein Zyklus von 24 Prunkräumen rund um den großen Planetensaal. „Es enthält auch einen riesigen Zyklus an Deckengemälden, die Geschichte der Welt, das Aussehen der Welt und das ethische Ideal dieser Welt abbilden, wie so eine große barocke Enzyklopädie, die hier gemalt ist und die den Rang der Familie und ihre Stellung in dieser Welt darstellen soll“, so Kaiser.