Improvisationsduo Jacob Banigan und Beatrix Brunschko
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Kultur

Improtheater zu Gast im Wohnzimmer

Im Rahmen der Produktion „Unheimlich Online“ des Grazer Theaters im Bahnhof (TiB) wird das Wohnzimmer zur Theaterbühne: In einem Zoom-Meeting bringt das Improvisationsduo Jacob Banigan und Beatrix Brunschko Humor in eine ungewisse Zeit.

Dass man aus der Lockdown-Not eine Tugend machen kann, beweist das Grazer Theater im Bahnhof (TiB) mit seiner neuen Produktion „Unheimlich Online“: In der fünften Staffel der „Serienjunkies“ wird ein etabliertes Improvisationsformat geschickt an die Einschränkungen, aber auch an die Möglichkeiten des Kulturlebens im Internet angepasst.

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 30.11.2020

„‚Serienjunkies‘ ist ein Improvisationstheaterformat, das wir seit vier Jahren spielen. Diesmal verwenden wir die Wohnzimmer der Leute, die uns bei Zoom zuschauen, um in diese Wohnzimmer kleine, mysteriöse Geschichten hinein zu erfinden“, erklärt die künstlerische Leiterin Beatrix Brunschko.

Doppelconferénce auf Englisch und Deutsch

„Unheimlich Online“ findet also über die digitale Meetingplattform Zoom statt, wobei das Publikum zumeist stumm und unsichtbar zugegen ist. Pro Folge können drei Mitglieder des Publikums sich und ihre Wohnung dem Kreativteam des TiB zur Verfügung stellen. Zuerst interviewt Moderator und Zeremonienmeister Lorenz Kabas – souverän im Stil altmodischer TV-Erzähler – das „Opfer“.

Das Improvisationsduo Jacob Banigan und Beatrix Brunschko erfindet dann auf Basis der gesammelten Informationen über die jeweilige Person und deren Wohnung eine eigene Parallelwelt-Geschichte im Stil der klassischen Fernsehserie „Twilight Zone“. Ihre erzählerische Doppelconferénce halten Banigan und Brunschko auf Deutsch und Englisch gemischt ab. „Für mich ist Improvisationstheater etwas Lebendiges – man ist immer ein Teil davon. Es ist nicht nur Schauen und Sitzen, sondern wir brauchen das Publikum mehr als sonst“, sagt der Schauspieler Jacob Banigan.

Improvisationsduo Jacob Banigan und Beatrix Brunschko
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Zu sehen sind „Die Serienjunkies“ als virtuelle Theatershow an den Adventsonntagen.

Theater im eigenen Wohnzimmer

An Fantasie mangelt es ihnen eindeutig nicht: So wird zum Beispiel das Wohnzimmer einer Pensionistin aus Mariatrost zum Schauplatz eines surrealen Ehedramas, in dem sich der Wunsch der Ehefrau, das Zentrum der Aufmerksamkeit ihres Mannes zu sein, zu einem unerwarteten Albtraum auswächst. Eine Grazer Studentin in Kiel gerät als Klimaforscherin in die große Sintflut und wird zum Fischwesen.

In der dritten und letzten Episode dieses Abends schlachten Banigan und Brunschko die Insekten-im-Ohr-Phobie einer Teilnehmerin gnadenlos aus und inszenieren ein vor Einfällen überbordendes Minidrama über die Tücken des Videogame-Junkietums. Dabei gehen sie mit beinahe kindlicher Unbefangenheit ans Werk und dürfen mitunter auch ein bisschen blutrünstig und grauslich werden.

Stummer Applaus zum Abschied

Das entscheidende Element bleibt jedoch stets der Witz – und davon kann man in Zeiten des Lockdowns und der Ungewissheit wohl nicht genug bekommen. Das mit an die 80 Teilnehmern recht zahlreich zugeschaltete Publikum dankte mit einem – stummen – Applaus über die Webcams.