Exponat der Ausstellung „SYD MEAD – FUTURE CITIES. Designer der Welt von Blade Runner“ im Graz Museum
APA/SYD MEAD, 1981
APA/SYD MEAD, 1981
Kultur

„Blade Runner“ im Graz Museum

Syd Mead hat für legendäre Science-Fiction-Filme wie „Blade Runner“ und „Star Trek: Der Film“ atemberaubende Welten erfunden. Das Graz Museum widmet nun dem im Vorjahr verstorbenen Designer utopischer Welten eine Ausstellung.

Die Ausstellung versammelt rund 30 Gouachen und Zeichnungen mit dem Fokus auf visionäre urbane Räume und Stadtutopien. Zu sehen ist auch der jüngst fertiggestellte Dokumentarfilm über die Werke, Inspiration und den Lebenslauf des Künstlers, der 1933 geboren wurde.

Architekt einer prägenden Filmgeneration

„Zu sehen gibt es eine Ausstellung, die einen Schwerpunkt in der Arbeit von Syd Mead darstellt, nämlich die Visionen zur Stadt“, erklärt Museumsleiter Otto Hochreiter. Denn Syd Mead hat die Vorstellung einer ganzen Generation von dem, wie hochtechnisierte Städte künftig aussehen und funktionieren könnten, mitgeprägt – so war er maßgeblich für den Look von Stadtsettings in Filmen wie „Star Trek: Der Film“, „Blade Runner“, „Aliens“, „Tron“ oder „Elysium“ verantwortlich.

Syd Mead Ausstellung
ORF

Für sie entwickelte der Künstler, der sich selbst als „Visual Futurist“ bezeichnete, aber nicht nur die Architektur, sondern auch gleich ganze Mobilitätskonzepte mit fliegenden Autos, autonomen Fahrzeuge und Raumschiffen.

Vom Industriedesigner zum Visionär

„Star Trek: Der Film“ war 1978 der erste Science-Fiction-Film, an dem Mead mitgearbeitet hat – zuvor hatte er als Industriedesigner für Unternehmen wie Ford, Chrysler, Philips Electronics oder Sony bahnbrechende Designs entworfen. 1982 kam dann „Blade Runner“ von Regisseur Ridley Scott in die Kinos. Der Kultfilm spielt im Jahr 2019 in einem düsteren, postapokalyptischen Los Angeles, dessen Szenario von Mead entworfen wurde – anders als in seinen bis dahin erschaffenen Stadtutopien zeichnete er laut den Ausstellungsmachern hier einen urbanen Albtraum und Betonkosmos, der einer steingewordenen Hölle ähnelt.

Syd Mead Ausstellung
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„Wenn man diese Ausstellung genau anschaut, gibt es zwei Formen von Zukunft. Es gibt die helle, positive Utopie, aber es gibt eben auftragsgebunden die dunkle Seite der Zukunft, die eben im Film ‚Blade Runner‘ vorkommt, wo Syd Mead immer gesagt hat, das war mein Auftrag – das ist die Idee des Filmes. Aber die Grundhaltung gegenüber der Zukunft von Syd Mead war immer: Schaffen wir schöne und helle Bilder Zukunft, dann wir die Zukunft auch eine helle sein“, so Hochreiter.

Dokumentarfilm zum Lebenswerk

Die Ausstellung im Graz Museum zeigt österreichweit erstmals Arbeiten des Künstlers in einer Einzelausstellung, schildert Museumschef Otto Hochreiter bei der Präsentation am Montag. Die Schau, die zuvor schon in Berlin und Kriens in der Schweiz zu sehen war, wurde vom deutsch-österreichischen Architekturbüro Ortner & Ortner Baukunst entwickelt: Sie zeigt eine Auswahl an Meads überzeugend realistischen Zeichnungen und Gouachen, die Entwürfe für die Filmsettings als auch Arbeiten für Auftraggeber wie Autohersteller und Transportunternehmen umfassen.

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 15.12.2020

Die Werke umfassen einen Zeitraum von den 1970er-Jahren bis ins Jahr 2004. In einem kurzen Dokumentarfilm, der zur Ausstellung entstanden ist, spricht der Künstler über seine Designprojekte und seinen Leben – kurz bevor der Filmdesigner am 30. Dezember 2019 mit 86 Jahren in Kalifornien nach langer Krebserkrankung starb.

Syd Mead Ausstellung
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Rückblick und Vorschau

Inhaltlich knüpft die kompakte Grazer Schau an die bereits im Juli eröffnete Ausstellung „Ungebautes Graz. Architektur für das 20. Jahrhundert“ an, die sich ebenfalls mit Ideen und Visionen auseinandersetzt, die nie verwirklicht wurden, so Hochreiter – mehr dazu in Graz-Gestaltung im und fürs Museum (30.7.2020). Zugleich ist sie als „Vorspann“ auf die Ausstellung „Die Stadt als Datenfels. Wie wir in Zukunft leben wollen“, die im Frühjahr 2021 zu sehen sein wird, zu verstehen.