Sport mit Geschichte:
Am 22. Dezember 1877 wurde der älteste aktive Schachverein Österreichs gegründet – die Grazer Schachgesellschaft. Seit 15 Jahren gilt Schach in Österreich als Sport; weltweit gibt es heute laut Welt-Schachverband Fide 600 Millionen Schachspieler.
Am Computer haben viele heuer das Spiel der Könige für sich entdeckt, und auch die Profis mischen sich im Netz unter die Schachfans – so auch Schachtrainer und Mitglied der Grazer Schachgesellschaft, Gert Schnider: „Ich spiele auf lichess.org, aber habe auch auf mehreren anderen Servern gespielt – und auf Lichess liegt jetzt die durchschnittliche Zugriffszahl an einem Nachmittag bei 100.000 Spielern – und die lag vor Corona bei etwa 30.000.“
Ein Blick in die Köpfe der Profis
Eine Profi-Schachpartie kann sich schon einmal über Stunden hinziehen – selbst wenn es dabei um einige wenige entscheidende Züge geht. Dass man diese online in aller Kürze analysieren kann, schätzt selbst der Großmeister und frisch gekürte österreichische Jahrhundertschachspieler Markus Ragger. Der Tipp des Buch-Autors: Das Netz nützen, um einen Blick in die Köpfe der Profis zu erhaschen.
Um die Gedanken der Schachprofis dreht sich auch eine Serie, die längst nicht nur Ragger gereizt hat: „Die neue Serie ‚The Queens Gambit‘, die auf Netflix läuft, habe ich mir in zwei Tagen durch angeschaut. Das Tolle an der Serie ist, dass sie mit diesen Schachklischees aufräumt: Die Schachspieler sind ja nicht wirklich ein Menschenschlag – es ist bunt gemischt. In den Top 100 findet man die unterschiedlichsten Persönlichkeiten.“
Sendungshinweis:
„Steiermark heute“, 29.12.2020
Übung macht die Meisterinnen
Was alle verbindet, ist die Leidenschaft für das Spiel. Vor drei Jahren haben die Schwestern Johanna und Elisabeth Wiesner damit begonnen – ihre Erfolge können sich sehen lassen: „Dieses Jahr bin ich im Internet bei der Staatsmeisterschaft im Blitz- und Schnellschach Erste geworden. Ich habe ein Taktikbuch und damit übe ich jeden Tag“, verrät die achtjährige Johanna.
„Am Anfang ist am wichtigsten die Konzentration und das Lernen von taktischen Motiven. Das Einspeichern von tausenden Beispielen ist das, was am erfolgreichsten macht“, betont Johannas Trainer Gert Schnider – und schlägt damit in dieselbe Kerbe wie Profi Markus Ragger: „Vielleicht ist Schach am ehesten zu vergleichen mit einer Sprache: Je besser man Schach spielt, desto automatischer kommen die Züge: Man muss sich nicht irgendwelche Grammatikregeln überlegen, sondern weiß einfach, dass das der richtige Weg ist.“
Gewinnen – am liebsten gegen die Liebsten
Die achtjährige Johanna hat zurzeit vor allem Spaß daran, beim Training ihrer zwei Jahre älteren Schwester nachzueifern – ihrerseits Vize-Schachstaatsmeisterin 2019 und Dritte bei den Staatsmeisterschaften 2020.
Jeden Dienstag werden die Schwestern zwei Stunden lang persönlich von Schnider unterrichtet, dazu kommt gerade jetzt in der Coronazeit Distance Learning; obwohl, am liebsten spielen sie auf dem Brett, verrät Elisabeth: „Da kann man die Figuren wirklich angreifen“ – und gegen ihre Familie: „Mein Papa hat uns das Schach beigebracht – und wir gewinnen jetzt oft gegen ihn, eigentlich fast meistens", schmunzelt die Zehnjährige.“