Mark Honigsbaum versteht sein Handwerk: Von der ersten Seite an gelingt es ihm, auch die des Wortes Pandemie schon längst überdrüssige Leserschaft zu fesseln – indem er zum Beispiel nicht gleich über Krankheiten schreibt, sondern zuerst die Geschichte mehrerer tödlich verlaufender Hai-Attacken auf Badende an der amerikanischen Ostküste schildert, sodass man mitten in den Geschichten über die Spanische Grippe, AIDS, SARS oder eben Ebola ist.
Sendungshinweis:
„Guten Morgen, Steiermark“, 7.2.2021
Die Suche nach dem Heilmittel
Mark Honigsbaum will nicht nur schockieren, sondern er schildert auch anschaulich das oft genug verzweifelte Bemühen der Fachleute, Pandemien in den Griff zu bekommen, sich mehr Wissen anzueignen und ein Heilmittel zu finden. Er beschreibt weiters, wie Schlampigkeit, fehlende Koordination oder einfach nur persönliche Eitelkeiten wenn schon nicht die Lage verschlimmert, so zumindest eine Verbesserung verhindert haben.
Unwissenheit und Gleichgültigkeit
Honigsbaum zitiert zum Beispiel den Sprecher des Weißen Hauses, der am Beginn der AIDS-Epidemie in den 80er-Jahren „Davon weiß ich überhaupt nichts“ gesagt haben soll. „Diese Gleichgültigkeit lag einer Mischung aus Ignoranz und Vorurteil gegenüber einer Krankheit zugrunde, von der man dachte, es betreffe nur Homosexuelle. Solange AIDS als eine ‚Schwulenkrankheit‘ galt und daher nicht als Problem für eine heterosexuelle Gesellschaft gesehen wurde, konnte es von Mainstream-Politikern gefahrlos ignoriert werden“, schreibt Honigsbaum.
Nicht umsonst heißt der Untertitel des Buches im englischen Original „100 Jahre Panik, Hysterie und Überheblichkeit“. Mark Honigsbaum behandelt in diesem auch die aktuelle CoV-Pandemie, aus zeitlich nachvollziehbaren Gründen aber nur sehr kurz.